Raumstation ISS:Forscher finden Indizien für dunkle Materie

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Erste Daten vom Alpha-Magnet-Spektrometer: Das auf der ISS installierte Messgerät liefert Hinweise auf die bislang nur theoretisch erschlossene dunkle Materie im All.

Von Christopher Schrader

Ein Messgerät auf der internationalen Weltraumstation ISS hat erste Hinweise auf die Verbreitung dunkler Materie im Universum gesammelt. Genau genommen sind es sogar eine Menge erster Hinweise: 25 Milliarden Einschläge von kosmischer Strahlung hat das Alpha-Magnet-Spektrometer (AMS) in den ersten 19 Monaten seiner Arbeit seit Mai 2011 analysiert: 506 pro Sekunde. Darunter waren insgesamt gut 400.000 Partikel aus Antimaterie, erklärte der Leiter des Projekts, der Nobelpreisträger Samuel Ting vom Massachusetts Institute of Technology, am Mittwoch in Genf.

Die aufgefangenen Positronen sind die spiegelbildlichen Gegenstücke von Elektronen. Die wichtigste Messung des AMS betrifft das Zahlenverhältnis von Positronen und Elektronen. Es hängt vom Tempo der Teilchen ab und folgt bisher genau einem theoretischen Modell, das eine gleichförmige Verbreitung dunkler Materie im Universum voraussetzt. Diese ist der Annahme vieler Physiker zufolge für die Verteilung sichtbarer Materie mitverantwortlich, also von Sternen am Nachthimmel und aller Masse auf der Erde. Einen direkten Nachweis dunkler Materie gibt es bisher nicht.

Das theoretische Modell sagt voraus, dass AMS bei hoher Energie der Positronen in der kosmischen Strahlung plötzlich deutlich weniger von ihnen registrieren müsste. Um zu entscheiden, ob die Daten dem entsprechen, reicht die Zahl aufgefangener Partikel noch nicht. Entsprechend steht der Beweis für Dunkle Materie noch aus. Bis dahin bleibt es möglich, dass die Positronen aus Pulsaren stammen, die aus konventioneller Materie bestehen.

Das AMS hat eine bewegte Geschichte. Es hat mehr als eine Milliarden Euro gekostet und wäre wegen der Probleme der Nasa mit ihren Spaceshuttles fast nicht mehr zur ISS gelangt. Es ist dafür ausgelegt, zehn Jahre lang Milliarden kosmischer Strahlen aufzufangen. Die Physiker um Ting erwarten, die Frage nach der Herkunft der Positronen bald beantworten und einen Beleg für dunkle Materie liefern zu können.

© SZ vom 04.04.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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