Raumfahrt:Bilder vom Ende der Welt

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Die Raumsonde "New Horizons" sendet erste Daten vom Himmelskörper "Ultima Thule".

Von Christoph von Eichhorn

Links das erste Foto von Ultima Thule, rechts eine Illustration der Nasa mit der wahrscheinlichen Rotation des Himmelskörpers. Vermutlich dreht sich Ultima Thule wie ein Propeller um sich selbst. (Foto: James Tuttle Keane / Nasa)

Die Raumsonde New Horizons hat ein erstes Bild und Daten des Himmelskörpers "2014 MU69", auch genannt "Ultima Thule", zur Erde gefunkt. Der Vorbeiflug am Rande des Sonnensystems sei erfolgreich verlaufen, teilte die Nasa mit. Es ist das bislang fernste Objekt, das eine Sonde aus der Nähe erkundet hat.

Am Neujahrstag hatte New Horizons den 6,6 Milliarden Kilometer entfernten Himmelskörper in einem Abstand von 3500 Kilometern passiert und ihn dabei erforscht. Laut Nasa ist Ultima Thule etwa 32 Kilometer lang und 16 Kilometer breit. Sein Name bedeutet so etwas wie "letztes Land", so nannte man in der Antike den äußersten Nordrand der Welt. Der Kuipergürtel, in dem die Umlaufbahn von MU69 verläuft, ist so etwas wie die Außengrenze des Sonnensystems. In dieser Zone jenseits des Neptuns hat man bislang rund 2000 kleine Himmelskörper entdeckt, die im Dunklen ihre weitläufigen Bahnen um die Sonne drehen. Vermutlich sind es noch deutlich mehr "Kuiper Belt Objects" (KBO). Für eine Umrundung der Sonne braucht Ultima Thule 293 Jahre.

Viel mehr ist nicht bekannt über die KBOs, was sich mit Hilfe des Vorbeiflugs an Ultima Thule ändern soll. Auf dem ersten noch sehr verpixelten Bild, das die Erde erreichte, ähnelt der Brocken einem Bowling-Kegel, mit je einem rundlichen Knubbel an seinen Enden. Vermutlich rotiert Ultima Thule dabei wie ein Propeller um sich selbst. Wissenschaftlich interessanter als die Form dürfte die chemische Zusammensetzung des Objekts sein, die nun von den Missionswissenschaftlern analysiert wird. Denn anders als Planeten des inneren Sonnensystems wie Mars oder Erde haben sich Objekte im Kuipergürtel wohl seit Milliarden Jahren nicht groß verändert. Daher erhoffen sich Forscher von der Mission Einblicke in die Entstehung des Sonnensystems vor 4,6 Milliarden Jahren. Vermutet wird, dass sich größere Objekte wie der Zwergplanet Pluto einst aus kleineren Brocken des Kuipergürtels gebildet haben. "Wir nehmen an, dass Ultima die am besten erhaltene Probe eines planetaren Bausteins ist, die je untersucht wurde", schreibt der Chefwissenschaftler Alan Stern auf der Website der Nasa.

Die klaviergroße Sonde New Horizons war 2006 gestartet und hatte vor drei Jahren den Zwergplaneten Pluto in fünf Milliarden Kilometer Entfernung passiert. Von diesem ersten Ziel lieferte sie spektakuläre Aufnahmen, die vereiste Stickstoffflüsse, Gebirge und Krater auf Pluto zeigten. Je weiter sich die Raumsonde vorwagt, umso schwieriger wird ihre Steuerung. Mittlerweile dauert es sechs Stunden, bis ein Signal aus dem Kontrollzentrum die Raumsonde erreicht und umgekehrt. Weil New Horizons mit geringerer Bandbreite als ein Modem sendet, wird es rund 20 Monate dauern, bis alle Daten des jüngsten Vorbeiflugs zur Erde heruntergeladen sind. Währenddessen fliegt die Sonde weiter: Bis mindestens 2021 soll sie nach Plänen der Nasa weitere Objekte im Kuipergürtel erkunden.

© SZ vom 03.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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