Wissenschaft kann so einfach sein. Der Forscher stellt eine Frage, der Proband antwortet - und fertig ist das Ergebnis. Dass Wissenschaft tatsächlich auf diese Weise funktionieren kann und auch noch halbwegs belastbare Ergebnisse liefert, demonstrieren Psychologen um Brad Bushman von der Ohio State University im Fachmagazin Plos One. Die Forscher entwickelten einen bestechend simplen Test, mit dem der Grad des Narzissmus eines Menschen ermittelt wird. Dieser Test besteht aus einer Frage: "Ich bin ein Narzisst: Wie sehr stimmen Sie dieser Aussage zu?" Die Befragten gaben ihre Einschätzung auf einer Skala von eins (stimme gar nicht zu) bis sieben (stimme vollends zu) ab. Tja, die Ergebnisse stimmten recht gut mit denen überein, die zur Kontrolle mit dem bisher üblichen Narzissmus-Standardtest ermittelt wurden, der aus 40 Fragen besteht und etwa eine Viertelstunde Zeit in Anspruch nimmt.
Narzissten zeichnen sich durch besondere Ich-Bezogenheit aus. Sie sind egoistisch, selbstverliebt, eingebildet und kaum in der Lage, Empathie zu empfinden. Mit anderen Worten, echte Narzissten sind ziemlich eklige Zeitgenossen - und da drängt sich zwangsläufig eine Frage auf: Sind sie obendrein noch so bescheuert, dass sie ihr Wesen wie einen Orden vor sich hertragen? Warum sonst sollten Menschen mit diesem Persönlichkeitszug auch noch freimütig einräumen, vor allem sich selbst zu lieben? "Narzissten scheinen tatsächlich fast stolz auf ihr Wesen zu sein", sagt Bushman. "Man kann sie direkt danach fragen, weil sie Narzissmus nicht für eine schlechte Eigenschaft halten." Stattdessen glaubten diese Ego-Bolzen daran, anderen überlegen zu sein und dies auch ruhig laut sagen zu dürfen, so der Psychologe.
An den Versuchen der Wissenschaftler nahmen insgesamt 2200 Probanden teil. In elf einzelnen Experimenten beziehungsweise Befragungen überprüften Bushman und seine Kollegen die Aussagekraft des Ein-Fragen-Tests. Und wie die Ergebnisse nahelegen, reicht im Fall von Narzissten tatsächlich die eine Frage: "Sind Sie ein Narzisst?" Ach, ließe sich das doch auf andere Bereiche des Lebens ausweiten. Sonntags müsste man sich dann zum Beispiel nicht durch stets fade eineinhalb Stunden "Tatort" quälen. Die Ermittler würden einfach fragen: "Sind Sie der Mörder?" Der Verdächtige bejaht, der Fall wäre gelöst.