Psychologie:Kennt ihr euch?

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Babys haben erstaunliche Fähigkeiten: Schon mit fünf Monaten hören sie am Lachen, ob zwei Menschen miteinander vertraut sind. Das hilft ihnen später im Leben.

Von Tina Baier

Auch wenn Babys noch nicht sprechen können, registrieren sie doch erstaunlich präzise, was um sie herum vor sich geht. Zum Beispiel beobachten Säuglinge sehr genau, wie die Menschen in ihrer Umgebung miteinander umgehen und kommunizieren. Und lange bevor die Kinder ihr erstes Wort sprechen oder gehen können, sind sie in der Lage, aus ihren Beobachtungen komplexe Schlüsse zu ziehen. Zum Beispiel folgern Babys schon mit fünf Monaten aus dem Lachen zweier Menschen, ob diese sich kennen oder nicht ( Scientific Reports).

Zwei amerikanische Psychologen von der New York University haben das herausgefunden, indem sie 24 Babys zunächst gemeinsames Lachen von zwei Bekannten beziehungsweise von zwei Fremden vorspielten. Die Kinder saßen während des Experiments auf dem Schoß ihrer Mutter oder ihres Vaters und schauten auf einen Monitor. Zu Beginn war dort ein bunter Kreis zu sehen, der die Aufmerksamkeit der Babys auf den Bildschirm lenken sollte. Sobald sie gebannt dorthin schauten, wechselte das Bild. Ein neutrales Schachbrettmuster erschien, gleichzeitig ertönte das Gelächter. Sobald die Babys ihren Blick vom Monitor abwandten, brach das Lachen ab. Alle lauschten dem Gelächter von Freunden länger als dem zweier sich fremder Menschen.

Nach Ansicht der beiden Studienautoren Athena Vouloumanos und Gregory Bryant zeigt das erstens, dass Kinder schon mit fünf Monaten, die beiden verschiedenen Arten von Gelächter unterscheiden können. Zweitens hören sie das Lachen zwischen Bekannten lieber.

Mit ihrem nächsten Versuch wollten die Psychologen herausfinden, ob die Babys auch die soziale Bedeutung der zwei Lacharten begriffen. Dazu erschien auf dem Bildschirm statt des Schachbrettmusters ein Video mit zwei Frauen, die sich entweder anschauten und anlächelten oder ein Film, in dem sich die beiden den Rücken zuwandten. Parallel wurde das unterschiedliche Lachen eingespielt, wobei Gelächter und Bild manchmal zusammenpassten - zugewandte Menschen und freundliches Lachen, beziehungsweise abgewandte Menschen und fremdelndes Lachen - manchmal aber auch nicht. Auffällig war, dass alle Babys den Monitor länger fixierten, wenn es einen Widerspruch zwischen Bild und Ton gab. Die Wissenschaftler werteten das als Zeichen, dass ihre Probanden die soziale Bedeutung der verschiedenen Gelächterarten erkannten. Ihrer Ansicht nach irritierte der "mismatch" die Kinder, sodass sie länger hinschauten, um der Sache auf den Grund zu gehen.

"Die Fähigkeit, verschiedene Arten von Gelächter zu unterscheiden, könnte den Babys dabei helfen, ihr komplexes soziales Umfeld zu verstehen und sich darin zurecht zu finden", sagt Athena Vouloumanos. Sie vermutet, dass die Babys auch begreifen, dass die zugewandten Frauen und das freundliche Lachen etwas Positives sind. Solche Signale zu erkennen, kann für soziale Lebewesen wie den Menschen überlebenswichtig sein. Zum Beispiel, wenn es darum geht, herauszufinden, wer Feind ist und wer Freund.

© SZ vom 12.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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