Nobelpreisträger Theodor Hänsch:Das Leben nach dem Anruf

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"Man wird mit einem Mal sichtbar": Vor vier Jahren bekam der Münchner Physiker Theodor Hänsch den Nobelpreis. Ein Gespräch über die Ehrung - und wie das Leben danach weitergeht.

Stephan Handel

In dieser Woche gibt das Nobelpreis-Komitee in Stockholm bekannt, wer in diesem Jahr die höchsten Auszeichnungen erhält, die die Wissenschaftswelt zu vergeben hat. Den vermutlich begehrtesten Anruf der Welt erhielt Theodor Hänsch, Direktor am Max-Planck-Institut für Quantenoptik und Professor an der LMU, im Jahr 2005: Damals bekam er, zusammen mit zwei Kollegen, den Nobelpreis für Physik. Ein Gespräch über die Ehrung - und wie das Leben danach weitergeht.

SZ: Herr Hänsch, wie hat sich Ihr Leben geändert, nachdem Sie 2005 den Physik-Nobelpreis gewonnen haben?

Hänsch: Nun, man wird ganz plötzlich, von einem Tag auf den anderen, auf eine völlig andere Stufe der Gesellschaft katapultiert. Man wird mit einem Mal sichtbar für Journalisten, für Politiker. Auch unter den Kollegen steigt die Reputation. Es kommen immer noch jede Menge Einladungen, nach Indien, hierhin, dorthin. Jeden Tag schicke ich bestimmt drei bis vier Absagen raus. Wenn ich wollte, könnte ich ununterbrochen um die Welt jetten. Aber das geht natürlich wegen der Forschung nicht.

SZ: Würden Sie den Tag der Verleihung vor vier Jahren als den schönsten oder wichtigsten in ihrem Forscherleben bezeichnen?

Hänsch: Das kommt ganz sicherlich auf die Perspektive an. Von außen betrachtet ist das natürlich die Krönung für einen Wissenschaftler. Aber als Preisträger ist der Tag der Verleihung sehr anstrengend, man hat ein dicht gepacktes Programm und kommt gar nicht so recht zur Besinnung.

SZ: Wie lange hat es gedauert, bis Sie auf der Straße nicht mehr erkannt wurden? Die Zeit der dauernden Medienpräsenz war ja doch relativ kurz.

Hänsch: Nun, das passiert sogar heute noch gelegentlich, dass spontan Leute auf der Straße auf mich zukommen und fragen: "Sagen Sie mal, sind Sie nicht der eine..."

SZ: Was ist mit dem Preisgeld geschehen? Rund eine Million Euro erhalten die Nobelpreisträger.

Hänsch: Ich habe ja nur ein Viertel der Summe bekommen, weil mir der Preis zusammen mit John L. Hall zur Hälfte verliehen wurde, die andere Hälfte bekam seinerzeit Roy J. Glauber. So groß waren die Sprünge also nicht, die möglich waren. Aber das war ein warmer Regen, der schon gutgetan hat.

SZ: Was würden Sie Ihren Nachfolgern, den drei Preisträgern dieses Jahres raten, wie sie nun und in Zukunft mit der Ehre umgehen sollten?

Hänsch: Die Kollegen Charles Kao, Willard Boyle und George Smith sind ja alle drei schon im fortgeschrittenen Alter und lange im Ruhestand. Von daher wird sich die Aufregung bei ihnen sicher in Grenzen halten. Ich weiß nicht, ob sie meines Rats überhaupt bedürfen. Sie haben jetzt auf jeden Fall die Möglichkeit, sich die guten Dinge herauszusuchen und sich nicht mit den anderen aufzuhalten.

© SZ vom 08.10.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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