Sind Menschen gut oder schlecht? Glaubt man Sozialpsychologen, hängt von der Antwort auf diese Frage viel ab. Wer seinem Gegenüber misstraut, ist nicht nur muffiger als Menschenfreunde. Er ist auch anfälliger für Depression, Herzinfarkte und angeblich sogar Demenz. Nun legen Forscher nach: Vertrauensvolle Menschen verdienen mehr Geld als Argwöhnische.
Die Forscher nennen diese "cynical individuals" (Zyniker). Nach englischem Sprachgebrauch ist jedoch nur Misstrauen gemeint, nicht die im Deutschen mitklingende spöttische Missachtung der Motive anderer.
Dabei stammen Daten und Forscher aus Deutschland: Der Trend gehe aus den Daten des Sozio-ökonomischen Panels hervor, schreiben Sozialpsychologen der Universität Köln im Journal of Personality and Social Psychology.
Bei Zynikern stagniert der Lohn
Das Panel ist eine repräsentative Umfrage, die jedes Jahr wiederholt wird. Im Jahr 2003 nahmen fast 16 000 Menschen daran teil und gaben unter anderem Auskunft darüber, ob sie glaubten, dass andere Menschen sie ausnutzten. Und ob Zeitgenossen altruistisch oder egoistisch sind. Anschließend werteten die Forscher die Einkommensentwicklung der Befragten aus
Wer seine Mitmenschen für durch und durch aufrichtig hält, konnte sein Bruttogehalt binnen neun Jahren im Mittel um 240 Euro steigern. Bei argwöhnischeren Befragten fiel der Anstieg geringer aus. Und bei großen Zynikern stagnierte der Lohn sogar. Denselben Trend erhielten die Forscher für Datensätze aus anderen Industrienationen.
Zynikern fehle die Bereitschaft, sich auf andere Menschen zu verlassen, so die Autoren. Das bringe Nachteile in der Arbeitswelt. Ein Punkt schmälert die Aussagekraft der Studie: 2003 verdienten Deutsche, die sich vertrauensvoll zeigten, durchschnittlich fast 1000 Euro mehr als Argwöhnische. Die Forscher können also nicht sagen, ob die Einstellung gegenüber Mitmenschen das Einkommen beeinflusst - oder umgekehrt. Vielleicht werden Menschen, die weniger verdienen, früher oder später verbittert.