Es ist kaum begreifbar, wie viel Schotter die Schweizer für dieses Bauwerk bewegt haben. Für die zwei je 57 Kilometer langen Röhren des Gotthard-Basistunnels wurden etwa 28,2 Millionen Tonnen Gestein aus diversen Gebirgsmassiven gesprengt oder gebohrt und dann abtransportiert. Das entspricht ungefähr dem fünffachen Gewicht der großen Cheops-Pyramide in Gizeh.
Den Schotter aus dem Berg haben die Schweizer zum Teil zu Geld gemacht und als Baumaterial verkauft oder gleich selbst als Betonzusatzstoff für die Arbeiten unter Tage verwendet. Der übrige Abraum landete in alten Steinbrüchen oder anderen Deponien wie natürlichen Bodensenken.
Die ersten Ideen für das gigantische Bauwerk unter dem Gebirge entwickelte der Ingenieur Carl Eduard Gruner, der 1947 einen Basistunnel vorschlug. Viele Pläne, Diskussionen und Bauvarianten später stimmten die Schweizer 1992 für das Megaprojekt. 17 Jahre und 2600 Beschäftige waren nötig, um das teuerste Bauwerk der Schweizer Geschichte fertigzustellen.
Gotthard-Basistunnel:Der Tunnel der Rekorde
23 Jahre Bauzeit, fast 30 Millionen Tonnen Schutt wurden bewegt. Der Gotthard-Basistunnel ist endlich eröffnet. Unsere Grafik zeigt Ihnen das Jahrhundertbauwerk.
Bis zu 260 Güterzügen können nun täglich den Tunnel passieren und dabei mit Geschwindigkeiten von 80 bis 160 Kilometern pro Stunde rollen. Dazu kommen 65 Personenzüge, die pro Tag durch die Tunnel fahren werden - und zwar wesentlich schneller, mit bis zu 250 Kilometern pro Stunde.
Die Riesenröhre gilt nun als längster Eisenbahntunnel der Welt. Bisher hielt der Seikan-Tunnel in Japan mit 53,9 Kilometern diesen Rekord. An Platz drei steht nun der Eurotunnel unter dem Ärmelkanal, der 50,5 Kilometer lang ist. In einigen Jahren wird der Superlativ schon an ein anderes Bauwerk vergeben: 2025 soll der Brenner-Basistunnel eröffnet werden, der über 64 Kilometer verlaufen soll.
Gestein wie eine Flüssigkeit
Die vielen Röhren, Zugangs- und Parallelstollen, Querschläge und Fluchttunnel des Gotthard-Gesamtsystems summieren sich übrigens auf eine Länge von 151,8 Kilometern. Für die Tunnelschale waren vier Millionen Kubikmeter Beton nötig, 2600 Kilometer Glasfaserkabel ziehen sich durch die Tunnel, dazu 3200 Kilometer Kupferkabel. 290 Kilometer Schienen haben die Arbeiter in der Tiefe verlegt sowie 30 Weichen.
Eine besondere technische Herausforderung war das so unterschiedliche Gestein in der Tiefe, das an manchen Stellen extrem hart, an anderen so weich wie Blätterteig ist. Die geologische Schlüsselstelle war die Piora-Zone, die teils mit zuckerkörnigem Dolomit gefüllt ist. Dieses Gestein kann sich wie eine Flüssigkeit verhalten - das ist sehr ungünstig, wenn man eine stabile Röhre hineinbohren möchte. Die Ingenieure haben auch das gemeistert.