Medizinischer Durchbruch:Baby nach Gebärmutter-Transplantation geboren

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Geburt nach Gebärmutter-Transplantation - hier Baby Vincent auf einem Foto des Fachmagazins The Lancet (Foto: AP)
  • Bisherige Versuche waren gescheitert, jetzt ist erstmals nach einer erfolgreichen Gebärmuttertransplantation ein gesundes Baby zur Welt gekommen.
  • Der Junge musste bereits in der 31. Schwangerschaftswoche per Kaiserschnitt geholt werden, Mutter und Kind sind aber wohlauf.
  • Der erfolgreiche Eingriff ist Anlass zur Hoffnung für zahlreiche Paare, deren Kinderwunsch bisher unerfüllt blieb.

Frau mit transplantierter Gebärmutter bringt Kind zur Welt

Das weltweit erste Baby nach einer Gebärmuttertransplantation ist nach Angaben der Universität Göteborg in Schweden zur Welt gekommen. Schon im September habe die Mutter per Kaiserschnitt entbunden, teilte die Universität mit.

Mutter und Kind gehe es gut, der kleine Junge namens Vincent entwickle sich ganz normal. "Es war atemberaubend", sagte die gynäkologische Chirurgin Liza Johannesson in Göteborg. "Niemand konnte es glauben." Das bedeute Hoffnung für alle Männern und Frauen, die geglaubt hätten, niemals ein Kind bekommen zu können.

Kaiserschnitt in der 31. Woche

Die 35 Jahre alte Frau war im Frühjahr schwanger geworden, nachdem eine 61-jährige Freundin der Familie im vergangenen Jahr ihre Gebärmutter gespendet hatte. Den Angaben zufolge wurde der in vitro gezeugte Junge in der 31. Schwangerschaftswoche per Kaiserschnitt geholt. Er wog demnach 1775 Gramm. Wegen einer Baby und Mutter gefährdenden Präeklampsie musste der Junge frühzeitig entbunden werden.

"Sowohl der Mutter als auch dem Kind geht es gut, sie sind jetzt zu Hause", sagte Professor Mats Brännström, der den zehnstündigen Eingriff vorgenommen hatte. Brännström erklärte, er und sein Team seien "überglücklich", könnten aber an den Erfolg ihrer Arbeit selbst noch nicht so recht glauben. Mehr als zehn Jahre hätten sie den Eingriff vorbereitet. Sie seien optimistisch, dass auch andere Frauen weltweit von ihrer Erfahrung profitieren werden. Der Fall habe zudem gezeigt, "dass die Transplantation einer Gebärmutter von einer lebenden Spenderin möglich ist, selbst wenn diese die Wechseljahre bereits hinter sich hat".

Medizinischer Durchbruch

Die britische Fachzeitschrift The Lancet wertete das Ereignis als medizinischen Durchbruch für unfruchtbare Frauen. Die Mutter war den Angaben zufolge wegen einer genetischen Krankheit ohne Gebärmutter zur Welt gekommen, ihre Eierstöcke waren aber intakt. Leihmutterschaft war in solchen Fällen bislang die einzige Möglichkeit, ein eigenes Kind zu bekommen.

Durch In-Vitro-Fertilisation waren zuvor elf Eizellen der Frau mit Spermien ihres Mannes befruchtet worden. Einer der so entstandenen Embryonen konnte der Frau schließlich in den transplantierten Uterus eingepflanzt werden. Wegen der starken und auf lange Sicht gesundheitsgefährdenden Medikamente, die eine Abstoßung des Organs verhindern, steht das Paar nun vor der Entscheidung, rasch ein zweites Mal schwanger zu werden oder auf ein Geschwisterchen zu verzichten.

Weitere Versuche mit sieben Frauen laufen

Zwei ähnliche Versuche in Saudi-Arabien und der Türkei waren der Universität Göteborg zufolge vor 14 beziehungsweise drei Jahren gescheitert. Der transplantierte Uterus wurde entweder vom Körper der Frau nicht angenommen oder aber die Schwangerschaften endeten in Fehlgeburten.

Zweifeln an der Sicherheit und am Erfolg der Methode bleiben allerdings. Derzeit sind an der Göteborger Klinik acht Paare mit ähnlichen Bedürfnissen in Behandlung. Einigen fehlt das Organ von Geburt an, andere hatten es wegen einer Krebserkrankung verloren. Zwei verpflanzte Gebärmütter mussten die Ärzte nach einer Infektion und wegen Blutungen wieder entfernen. Sieben operierte Frauen starteten Schwangerschaftsversuche mit eigenen Eizellen, die im Reagenzglas befruchtet worden waren.

© SZ.de/dpa/AFP/sebi - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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