Medizin:Der Zeh der Priestertochter

Auch vor drei Jahrtausenden wusste man schon perfekten Ersatz für fehlende Körperteile zu schaffen. Das zeigt die Zeh-Prothese einer Mumie aus Ägypten.

Von Felix Hütten

Eine gute Prothese ist ein Meisterstück der Technik. Sie muss ein verlorenes Körperteil ersetzten, darf aber nicht drücken und kratzen, sonst quält sie ihren Träger jeden Tag. Dass ein solch wichtiges Ersatzteil also gut sitzen muss, wussten schon die alten Ägypter: Basler Forscher haben einen fast 3000 Jahre alten Zeh aus Holz untersucht und Bestnoten verteilt: "Der künstliche Zeh aus dem frühen ersten Jahrtausend v. Chr. zeugt vom Geschick eines Kunsthandwerkers, der mit der menschlichen Physiognomie bestens vertraut war", schreiben die Forscher. Der Holzzeh war mit einem Gurtband am Fuß der Tochter eines Priesters befestigt. Die Besitzerin müsse wohl viel Wert auf Ästhetik und Tragekomfort gelegt haben, folgern die Wissenschaftler. Doch allein ums Aussehen mag es auch damals nicht gegangen sein, denn der große Zeh eines Menschen ist nicht unwichtig für den aufrechten Gang. Er hilft dem Fuß beim Abrollen und vergrößert die Auflagefläche, sodass ein Mensch im Stand nicht umkippt. Patienten, die den großen Zeh durch eine Amputation verlieren, fühlen sich daher anfangs äußerst wackelig auf den Beinen.

© SZ vom 22.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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