Klimawandel:Wie die Erderwärmung die Farbe der Seen ändert

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Algenbefall im Lake St. Clair. (Foto: dpa)

Wissenschaftler haben untersucht, wie der Klimawandel das Wachstum von Plankton ankurbelt - und damit große Seen spektakulär umfärbt.

Große Seen bekommen bei höheren Temperaturen tendenziell eine intensivere Färbung. Wegen der Klimaerwärmung sei zu erwarten, dass blaue Seen in Zukunft blauer und grüne Seen grüner werden, sagt Benjamin Kraemer vom Berliner Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB).

Wie er mit Kollegen im Fachblatt Scientific Reports berichtet, hängt dies mit dem Gehalt an Phytoplankton in den Seen zusammen, winzige Lebewesen, die Photosynthese betreiben. Dazu gehören etwa Kiesel- und Grünalgen sowie Cyanobakterien. Warme Jahre können der Studie zufolge dazu führen, dass sich die jeweilige Ausgangslage im See verschärft: Der Reichtum oder die Armut an Phytoplankton tendiere jeweils dazu, zuzunehmen. Zu dem Schluss kommen die Forscher anhand von Analysen von Satellitenbildern der 190 größten Seen der Welt. Darunter waren der Baikalsee, der Titicacasee und der Victoriasee.

Beide Extreme können negative Folgen haben: Algenblüten lassen den Sauerstoffgehalt im Wasser stark sinken, so dass Fische ersticken. Auch schön anzusehendes Blau ist nicht nur wünschenswert. Mangelt es an Phytoplankton, fehlt Fischen die Nahrungsgrundlage. "So hat zum Beispiel im Bodensee und im Tanganjika-See in Afrika der reduzierte Phytoplankton-Gehalt zu einer verringerten Produktivität der Fischerei geführt", erklärt Kraemer.

Ursprünglich hatten die Forscher erwartet, wegen der Erwärmung generell weniger Phytoplankton in Seen zu finden. Rückgänge in Meeren zum Beispiel waren vor Jahren berichtet worden. Als Grund dafür gilt, dass die Erwärmung zu einer stabileren Schichtung des Wassers führt. Nährstoffe würden dadurch nicht mehr so gut von unten nach oben verteilt; das Wachstum des Phytoplanktons lasse nach. Die Forscher stellten nun fest, dass in knapp 70 Prozent der untersuchten Seen in warmen Jahren größere Phytoplankton-Mengen auftraten. Kraemer vermutet, dass die Erwärmung die Wachstumsphasen verlängert oder sich die Zahl der Tiere verringert, die pflanzliches Plankton fressen.

© SZ vom 26.09.2017 / dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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