Klima:Waldbrand im Stalaktit

Ein Klimaarchiv? Die Feengrotten in Saalfeld, Thüringen. (Foto: imago)

Wissenschaftler wollten verstehen, was Formationen in Tropfsteinhöhlen über das Klima vergangener Zeiten aussagen - gefunden aber haben sie ganz andere Informationen.

Von Marlene Weiß

Aus der chemischen Zusammensetzung von Stalagmiten und Stalaktiten in Tropfsteinhöhlen lässt sich auf historische Waldbrände schließen. Das haben Forscher um Gurinder Nagra von der University of New South Wales in Australien in einem Experiment herausgefunden, das eigentlich ein ganz anderes Ziel hatte ( Hydrology and Earth System Sciences).

Die Wissenschaftler wollten verstehen, was die bizarren Tropfstein-Formationen über das Klima vergangener Zeiten aussagen. Da die Strukturen über Jahrtausende aus herabtropfendem mineralhaltigem Wasser entstehen, müssten Klimaveränderungen an der Erdoberfläche Spuren in der chemischen Zusammensetzung der durchsickernden Flüssigkeit hinterlassen und somit auch in den Tropfsteinen.

Ähnlich wie bei Jahresringen von Bäumen wäre die Klimahistorie früherer Epochen verewigt. Solche Analysen sind jedoch wegen vielfältiger Einflüsse kompliziert. Um sie zu verbessern, untersuchten Nagra und seine Kollegen über fünf Jahre hinweg Tropfen, die an zwei Stellen in der australischen Höhle von der Decke fielen.

Zu ihrer Überraschung stellten sie fest, dass die chemischen Signale an beiden Stellen unterschiedlich waren, trotz gleicher Wetterbedingungen. Während der Messperiode war jedoch über der einen Stelle ein Baum verbrannt, über der anderen nicht. Das Feuer hatte offenbar die Konzentration eines Sauerstoffisotops ansteigen lassen. Laut den Forschern eröffnet dies nun die Möglichkeit, in Tropfsteinhöhlen nach Spuren vergangener Brände zu fahnden. Allerdings machen die Resultate die Tropfstein-Klimaanalyse noch komplizierter: Die chemischen Folgen von Waldbränden ähneln stark denen einer Hitzewelle.

© SZ vom 22.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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