Klima:Mars-Wetter am Südpol

In der Antarktis schneit es weniger als es sollte, weil der Schnee teils verdampft - fast wie auf dem Nachbarplaneten.

Von Jonathan Ponstingl

In der Antarktis schneit es deutlich weniger, als es eigentlich sollte. Selbst wenn die Wolken voller Feuchtigkeit sind, fällt nur ein Teil davon als Schneeflocken auf die Oberfläche, berichten Umweltwissenschaftler um Alexis Berne von der EPF Lausanne im Fachblatt PNAS. Rund 17 Prozent des Schnees, der über der Antarktis aus den Wolken fällt, verschwinden demnach auf dem Weg nach unten. An der Küste der Ostantarktis sind es bis zu 35 Prozent. Der Grund sind kalte Fallwinde, die von dem hohen antarktischen Polarplateau in Richtung Küste wehen. Dadurch entsteht eine sehr trockene Luftschicht, in welcher der fallende Schnee direkt zu Wasserdampf wird. Einen ähnlichen Effekt kennt man vom Mars, wo wegen der dünnen Atmosphäre nur selten Schnee den Boden erreicht. Die Forscher betonen, diese sogenannte Sublimation müsse auch bei der zukünftigen Entwicklung der Gletscher berücksichtigt werden. Schneefall leistet einen zentralen Beitrag zum antarktischen Eisschild. Der ausbleibende Küstenniederschlag beeinflusst damit die Eismasse in der Antarktis. Bislang hatten Klimaforscher vermutet, dass der Klimawandel in der Antarktis eher mehr Niederschlag mit sich bringen würde. Die Wissenschaftler nehmen jedoch an, dass sich mit der globalen Erwärmung auch der Sublimationseffekt verstärkt.

© SZ vom 27.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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