Kindersterblichkeit:Grausame Bilanz

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Die Kindersterblichkeit geht zurück - doch noch immer sterben Millionen Kinder weltweit an Krankheiten, die sich vermeiden ließen - vor allem in Afrika und Südostasien.

Christian Weber

Die gute Nachricht zuerst: 2008 starben rund 1,8 Millionen weniger Kinder im Alter unter fünf Jahren als es jährlich im Zeitraum von 2000 bis 2003 waren. Die schlechte Nachricht: Dennoch gab es immer noch 8,8 Millionen Todesfälle in dieser Altersgruppe. Das berichten Forscher um Robert Black von der Johns Hopkins University in Baltimore in einer Studie für die WHO und die Unicef im Fachmagazin Lancet (online).

In Afrika ist die Kindersterblichkeit mit 4,2 Millionen Fällen am höchsten. Oft ist Mangelernährung am Tod der Kinder Schuld. (Foto: Foto: dpa)

Diese Zahlen sind vor allem auch deshalb tragisch, weil mehr als zwei Drittel der Todesfälle von meist vermeidbaren oder heilbaren Infektionskrankheiten verursacht wurden: An der Spitze stehen Lungenentzündungen (18 Prozent), Durchfall (15 Prozent) und Malaria (8Prozent).

Besonders gefährdet waren Säuglinge im Alter bis zu 27 Tagen, unter denen sich 41 Prozent der Todesfälle ereigneten. Dabei betonen die Autoren, dass sich hinter den Diagnosen in einem Drittel der Fälle eine Mangelernährung verbirgt, die zu einer allgemeinen Schwächung führt.

Wenig überraschend ist die Kindersterblichkeit in Afrika (4,2 Millionen Fälle) und Südostasien (2,4 Millionen) besonders hoch. Während in den reichen Industrieländern nur ungefähr ein Prozent der Unterfünfjährigen sterben, verantworten nur fünf Staaten fast die Hälfte aller Fälle:

Indien, gefolgt von Nigeria, der Demokratischen Republik Kongo, Pakistan und China. Aber selbst in Europa gibt es dramatische Unterschiede: Während Großbritannien mit 61 Millionen Einwohnern auf 4324 Fälle kommt, sind es in Deutschland bei 82 Millionen Einwohnern nur 2943.

In den sogenannten Millenniumszielen hatten sich die Vereinten Nationen eigentlich vorgenommen, unter anderem die Kindersterblichkeit von 1990 bis 2015 um zwei Drittel zu senken. Im Ausgangsjahr starben noch 12,7 Millionen Kinder unter fünf Jahren.

Die Zahlen der neuen Studie lassen allerdings vermuten, das diese Ziele zumindest in Afrika nicht erreicht werden, befürchten die Studienautoren.

© SZ vom 12.05.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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