Kanada:Robben zum Töten freigegeben

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Kanada legt nach: In der diesjährigen Jagdsaison dürfen fast 340.000 Robben getötet werden.Das sind 55.000 mehr als im Vorjahr.

Die kanadische Regierung hat in diesem Jahr insgesamt 338.200 Robben zur Tötung freigegeben, 55.000 mehr als im Vorjahr. Im Einzelnen dürfen in der in Kürze beginnenden Jagdsaison 280.000 Sattelrobben, 8200 Mützenrobben und 50.000 Kegelrobben getötet werden, wie Fischereiministerin Gail Shea mitteilte. Tierschützer sprachen von einer "skandalösen" Entscheidung der Regierung.

"Zu einem grausamen und unnötigen Tod verurteilt." (Foto: Foto: dpa)

Der Internationale Tierschutzverband "Humane Society" warnte am Samstag vor einer drastischen Dezimierung des Robbenbestandes. "Zu einem Zeitpunkt, wenn die kanadische Regierung die Sattelrobben schützen sollte, verfolgt sie stattdessen deren Ausrottung", klagte Verbands-Chefin Rebecca Aldworth. Shea zufolge wurde die Fangquote nach Beratungen mit Experten festgelegt, "um sicherzustellen, dass der Robbenbestand erhalten bleibt".

Bestände werden ausgedünnt

"Diese Quote ist völlig unvertretbar", sagte Sheryl Fink vom Internationalen Tierschutzfond (IFAW) mit Blick auf die Zahl der zur Tötung freigegeben Sattelrobben. Es gäbe nicht genügend Abnehmer für die Pelze, der Weltmarkt sei bereits gesättigt. Zudem würde diese hohe Zahl sogar die Empfehlung der regierungseigenen Wissenschaftler übersteigen und den Robbenbestand stark ausdünnen, so Fink.

Rund 70 Prozent der zur Tötung freigegebenen Tiere sollen in dem Gebiet nordöstlich von Neufundland und Labrador gejagt werden. Die Behörden schätzen den Bestand der Robben an der kanadischen Ostküste auf insgesamt rund 6,4 Millionen Tiere. Die alljährliche Robbenjagd in Kanada zählt zur weltweit größten Massentötung von Wildtieren. Hunderte Fischer ziehen mit Gewehren, Knüppeln und Bootshaken auf das Packeis und bringen Hunderttausende Sattelrobben und Klappmützen um.

Ottawa hatte den kommerziellen Robbenfang 1987 verboten, jedoch 1995 unter Auflagen wieder zugelassen. Shea versicherte, dass Mitarbeiter ihrer Behörde die Robbenjagd überwachen werden, um die Einhaltung der Jagdbeschränkungen sicherzustellen. Wenn nötig, würden auch Maßnahmen zu Durchsetzung der Bestimmungen getroffen, sagte die Ministerin.

Sie kündigte an, sich auch weiter international für den Fortbestand der umstrittenen Robbenjagd einzusetzen. "Unsere Regierung wird weiterhin das Recht der kanadischen Robbenfänger verteidigen, durch eine rechtmäßige, nachhaltige und humane Jagd den Lebensunterhalt ihrer Familien zu sichern", sagte Shea.

Europa stimmt für Boykott der Produkte

Zugleich zeigte sich die Ministerin enttäuscht von den europäischen Plänen, den Handel mit Robbenprodukten zu verbieten. Kanada werde diesbezüglich genauestens alle rechtlichen und diplomatischen Möglichkeiten prüfen. Anfang des Monats hatte der Binnenmarktausschuss des EU-Parlaments wegen der "unmenschlichen" Methoden bei der Jagd für ein europaweites Einfuhr- und Handelsverbot gestimmt. Betroffen wären Produkte wie Felle, Öle oder Fleisch der Tiere.

Russland hatte am vergangenen Mittwoch sein Verbot für die Jagd auf Robbenbabys im Weißen Meer deutlich ausgeweitet. Ab sofort schütze das Jagdverbot Sattelrobben bis zu einem Alter von einem Jahr, sagte Umweltminister Juri Trutnew. Ende Februar hatte Russland zunächst nur die Jagd auf Robbenbabys in den ersten Wochen nach der Geburt verboten. "Wie ironisch, dass ausgerechnet zwei Tage nach Russlands Ankündigung vom Ende der Robbenjagd nun Kanada ein Drittel seiner Robbenbabys zu einem grausamen und unnötigen Tod verurteilt", kommentierte IFAW-Tierschützerin Fink. "Unsere Regierung besteht darauf, uns im finsteren Mittelalter stecken zu lassen".

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