Infektionskrankheiten:Parasit gegen Parasiten

Wolbachia-Bakterien scheinen zu verhindern, dass Mücken den Malaria-Erreger verbreiten. Forscher glauben, dass sich die Ausbreitung des Tropenfiebers mithilfe der Mikroorganismen bremsen lässt.

Von Hanno Charisius

Bakterien der Art Wolbachia könnten helfen, den Malaria-Erreger einzudämmen. Wolbachia besiedelt als Parasit etwa 60 Prozent aller Insektenarten, darunter einige Mücken. Ein Forscherteam um die Immunologin Flaminia Catteruccia von der Harvard School of Public Health in Boston entdeckte jetzt auch in Anopheles-Mücken, die den Malaria-Erreger auf den Menschen übertragen, Wolbachia-Bakterien der Unterart "wAnga". Als die Wissenschaftler die betreffenden Tiere nach dem Malaria-Erreger Plasmodium untersuchten, wurden sie kaum fündig. Sie folgern daraus, dass eine Wolbachia-Infektion verhindert, dass die Stechinsekten gleichzeitig auch Plasmodien in sich tragen. Ihren Berechnungen zufolge könnte die Zahl der Malaria-Infektionen in manchen Weltregionen gesenkt werden, wären mehr Mücken mit diesen Bakterien infiziert, schreiben die Forscher im Fachmagazin Nature Communications.

Insgesamt untersuchte Catteruccias Team 221 Anopheles-Mücken aus Burkina Faso nach Plasmodium und Wolchbachia. Bei zwölf fanden sie die Malaria-Erreger, was den Werten früherer Untersuchungen entspricht. Wolbachia fanden sie bei 116 Insekten, und nur eines davon trug gleichzeitig auch Plasmodien. Die Forscher sehen deshalb in den Bakterien ein Werkzeug, um Malaria zu bekämpfen. Das Tropenfieber ist eine der gefährlichsten Infektionskrankheiten. Nach Angaben der WHO infizierten sich im vergangenen Jahr weltweit 214 Millionen Menschen damit, 438 000 starben. Eine Impfung gibt es nicht.

Ein ähnlicher Schutzeffekt von Wolbachia ist seit einigen Jahren auch gegen den Erreger des Dengue-Fiebers bekannt. In Australien laufen bereits seit fünf Jahren Feldversuche, die klären sollen, ob eine gezielte Verbreitung der Bakterien tatsächlich die Zahl infektiöser Moskitos verringern kann.

© SZ vom 01.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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