Infektionsabwehr:Antibiotika aus dem Baukasten

Wissenschaftler in den USA haben ein neues Verfahren entdeckt, das schnell neue Wirkstoffe gegen Bakterien liefert. Das ist notwendig, um mit der Evolution der Krankheitserreger Schritt zu halten.

Von Hanno Charisius

Mehr als 300 verschiedene Wirkstoffe gegen Bakterien konnten Chemiker aus einer Art molekularem Baukasten herstellen. Die internationale Forschergruppe um Andrew Myers von der Harvard University entwarf acht chemische Grundbausteine, die sich jeweils einfach herstellen und nach Bedarf verändern lassen. Diese Komponenten konnten sie anschließend zu mehreren Hundert verschiedenen Antibiotika zusammensetzen. Im Fachblatt Nature beschreibt das Team seine Vorgehensweise und erfolgreiche Labortests der Substanzen gegen Bakterien.

Als Vorbild nutzten die Chemiker sogenannte Makrolide, komplexe Moleküle mit Ringstruktur, die in der Natur von Bakterien und Pilzen hergestellt werden. Manche werden bereits als Antibiotika genutzt. Wenn Krankheitserreger Resistenzen entwickeln, verlieren sie jedoch ihre Wirksamkeit. Das neue Verfahren könnte die Produktion immer neuer Wirkstoffe dieser Klasse erleichtern, schreiben die Chemiker Ming Yan und Phil Baran vom kalifornischen Scripps Institute in einem Begleitkommentar.

Beide sind selbst Experten im Nachbau natürlicher Verbindungen im Labor. Die Wissenschaftler bezeichnen das Verfahren von Myers als "extrem gut choreografiert". Es sei geeignet, um in kurzer Zeit immer neue chemische Verbindungen zu erschaffen, die notwendig seien, um mit der Evolution der Krankheitserreger Schritt zu halten.

© SZ vom 19.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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