Hausstaub:"Wir leben in einem mikrobiellen Zoo"

Der Staub einer Wohnung verrät Forschern, wo genau sie liegt und wer in ihr wohnt. Selbst Single-Haushalte kann die Staub-Spionage identifizieren.

Von Hinnerk Feldwisch-Drentrup

Am Hausstaub lässt sich offenbar ablesen, wo sich eine Wohnung befindet, und wer dort lebt. Amerikanische Wissenschaftler berichten im Fachmagazin Proceedings of the Royal Society B. (online), dass sie anhand der im Hausstaub enthaltenen Pilzarten Rückschlüsse auf den Standort einer Wohnung ziehen konnten.

Die meisten Pilze seien typisch für eine bestimmte Region und würden aus der Umgebung in die Wohnräume geblasen. Im Hausstaub enthaltene Bakterien gäben dagegen Hinweise auf die Bewohner, da sie überwiegend von Menschen und von Haustieren in die Wohnungen gebracht würden. Aus der Zusammensetzung der Bakterienflora im Staub lässt sich nach Angaben der Wissenschaftler mit mehr als 80-prozentiger Genauigkeit schließen, ob Katzen oder Hunde in einer Wohnung leben. Die Bakterien gäben außerdem Auskunft über das Geschlechterverhältnis der menschlichen Bewohner, da sich die Mikroorganismen auf der Haut von Männern und Frauen unterscheiden.

Um dies herauszufinden, untersuchten die Wissenschaftler Hausstaub-Proben, die mehr als 1200 Freiwillige aus verschiedenen Bundesstaaten der USA mit Wattestäbchen von den Türrahmen ihrer Wohnungen genommen und eingeschickt hatten. Im Schnitt fanden die Forscher in jedem Haushalt mehr als 5000 Bakterienarten und ungefähr 2000 Pilzarten. "Wir leben in einem mikrobiellen Zoo", sagt der Ökologe und Studienautor Noah Fierer von der University of Colorado. Die Untersuchung sei der bisher umfangreichste Ansatz, diese Vielfalt zu erfassen. Wichtig sei die Bestimmung der Bakterien und Pilze im Hausstaub für Allergiker. Anfällige Menschen könnten manchen Mikroben dank der neuen Erkenntnisse jetzt besser aus dem Weg gehen.

© SZ vom 27.08.2015 / hfd - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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