Geburten:Kaiserschnitt erhöht Sterberisiko

Jedes fünfte Kind wird heute per Kaiserschnitt entbunden. Nach einer Auswertung von mehr als 50.000 Geburten sehen Wissenschaftler diese Praxis mit Sorge.

Ein geplanter Kaiserschnitt verdoppelt nach einer Studie von Forschern der Universität Genf das Sterberisiko für den Säugling. Bei natürlichen Entbindungen sterbe ein Kind von 1000, bei geplanten Kaiserschnitt-Geburten seien es zwei, teilte die Universität am Mittwoch mit. Die Ursachen sehen die Forscher in vorgezogenen Geburtsterminen bei Kaiserschnitten. Die Lungen seien dann nicht so gut ausgebildet wie bei der natürlichen Geburt.

Wie die Wissenschaftler im Fachmagazin Pediatrics schreiben, litten Kaiserschnitt-Kinder zugleich häufiger unter Atemwegsproblemen. Das Risiko war 1,8 Mal höher als nach normalen Geburten. Die Wahrscheinlichkeit, in die Intensivstation der Klinik verlegt zu werden, war 1,4 Mal höher.

Die Wissenschaftler kritisierten, dass die Kaiserschnittraten weltweit sprunghaft ansteigen und die dabei auftretenden Komplikationen oft nicht beachtet oder verharmlost würden. Der für die Schwangerschaftswochen 34 bis 37 benutzte Ausdruck "near term" (nahe dem Geburtstermin) gaukle vor, dass diese Geburten biologisch den termingerechten ähnelten. Das führe zu einer liberaleren Haltung gegenüber frühzeitigen Kaiserschnitten. Sie warnen davor, Kaiserschnitte ohne Not vor dem Geburtstermin durchzuführen.

Die Genfer Studie ist nach Angaben der Hochschule die weltweit größte Untersuchung, bei der Geburtsarten verglichen und dabei die Schwangerschaftsdauer berücksichtigt wurde. Ein Team um den Mediziner Riccardo Pfister hatte dafür im Universitätskrankenhaus Genf 56.549 Geburten aus den Jahren 1982 bis 2004 analysiert. Berücksichtigt wurden Schwangerschaften, die mindestens 34 Wochen gedauert hatten. In den 22 Jahren der Studie verdoppelte sich der Anteil der Kaiserschnitt-Geburten auf 20 Prozent.

Rechnet man die geplanten und die Notfall-Kaiserschnitte zusammen, betrage die Sterberate 5,7 Promille, schrieben die Mediziner.

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