Ganz ohne Vater:Hammerhai zur Jungfernzeugung fähig

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Für Haie hatte man bislang angenommen, dass beide Geschlechter an der Fortpflanzung beteiligt sein müssen. Ein Hammerhai-Weibchen in einem amerikanischen Zoo hat nun das Gegenteil bewiesen.

Von manchen Pflanzen, einigen wirbellosen Tieren wie Schnecken und Blattläusen und sogar einigen Wirbeltieren wie etwa dem Komodowaran weiß man, dass sich Weibchen unter bestimmten Bedingungen auch ohne Beteiligung eines Männchens fortpflanzen.

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:Haie

Das Phänomen wird als Parthenogenese - Jungfernzeugung - bezeichnet.

Aber dass auch Hai-Weibchen sich ohne Sex vermehren können, wenn weit und breit kein Männchen zu finden ist, war bislang unbekannt. Zumindest für Hammerhaie aber ist die Solo-Fortpflanzung möglich.

Das belegt das Beispiel eines Weibchen in einem Zoo in den USA.

Vor mehr als fünf Jahren hatten die Haiexperten vor einem Rätsel gestanden: Im Henry Doorly Zoo in Omaha im US-Bundesstaat Nebraska war ein Hammerhai zur Welt gekommen, obwohl es in dem Bassin nur weibliche Tiere gab. Auch eine künstliche Befruchtung außerhalb des Beckens schied aus, weil das Muttertier schon als Baby in den Zoo gekommen war.

Tatsächlich weist der im Dezember 2001 geborene Hai-Sprössling keine väterliche DNA auf, wie es in einer heute veröffentlichten Untersuchung heißt. Einer der Autoren der Studie, Paulo Prodohl von der Belfaster Queen's Universität, nannte das Ergebnis "überraschend".

Ihr Bericht wurde jetzt in den Biology Letters der britischen Royal Society online vorab veröffentlicht (DOI: 10.1098/rsbl.2007.0189).

"Bisher glaubte man, dass sich alle Haie nur mit Weibchen und Männchen fortpflanzen können und dass der Embryo - so wie bei Säugetieren - die DNA von zwei Eltern braucht. Die Entdeckung ändert dieses Paradigma nun", erklärte Prodöhl.

Nachdem Parthogenese nun auch bei Fischen nachgewiesen wurde, seien die Säugetiere nun die einzige Wirbeltier-Gruppe, in der die Jungfernzeugung nicht festgestellt wurde, erklären die Forscher.

Mahmood Shivji von der Nova Southeastern University in Florida, die an der Untersuchung beteiligt war, äußerte die Vermutung, dass zumindest einige weibliche Haie bei Mangel an männlichen Tieren von einer sexuellen Fortpflanzung auf eine ungeschlechtliche Vermehrung "umschalten" können.

Doch für die - auch wegen ihrer geringen Reproduktion - bedrohte Tierart ist dies nur scheinbar ein Segen. Denn laut Shivji führt die asexuelle Fortpflanzung infolge der fehlenden genetischen Variation von der väterlichen Seite zu einer "veringerten genetischen Vielfalt" beim Nachwuchs. Auch deren Fähigkeit zur eigenen Vermehrung kann einschränkt sein.

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