Frage der Woche:Sind alle Babys blauäugig?

Lesezeit: 1 min

Grün, braun, blau - die Augenfarbe von Erwachsenen ist völlig verschieden. Doch als Baby hatten wir einst alle blaue Augen. Oder nicht?

Markus C. Schulte von Drach

In Deutschland kann man leicht den Eindruck gewinnen, alle Säuglinge hätten blaue Augen. Das hängt allerdings damit zusammen, dass die Zahl von Menschen mit dunkler Hautfarbe nicht so groß ist.

Die Augenfarbe ändert sich bei vielen Kindern nach etwa sechs bis zwölf Monaten. (Foto: Foto: iStockphoto)

Denn die Blauäugigkeit beschränkt sich auf weiße Babys - also der Mehrzahl der Kinder in Europa oder mit europäischer Abstammung. Babys in Asien, Afrika und Lateinamerika haben dagegen schon bei der Geburt meist braune Augen.

Die Augenfarbe wird durch das Pigment Melanin bestimmt. Bei Kindern mit weißer Hautfarbe beginnt die Produktion dieser Substanz erst einige Monate nach der Geburt. Ihre eigentliche Augenfarbe setzt sich ab einem halben bis einem Jahr durch. Und sogar in der Pubertät kann sich daran noch etwas ändern.

Dunkelhäutige Babys dagegen produzieren schon während der Schwangerschaft Melanin. Das hängt vermutlich damit zusammen, dass im Süden, wo mehr dunkelhäutige Menschen leben, die Sonneneinstrahlung stärker ist als im Norden. Melanin absorbiert Licht, und schützt so das Sehorgan. Das bedeutet, die Kinder kommen bereits mit geschützten Augen zur Welt.

Welche Farbe die Augen letztlich haben, blau, grün, braun oder bunt, hängt von der Melanin-Konzentration in der Regenbogenhaut (Iris) ab, nicht von verschiedenen Pigmenten.

Die ursprüngliche blaue Farbe der Augen rührt daher, dass Licht vom sogenannten Pigmentblatt, dem hinteren Teil der zweischichtigen Regenbogenhaut, gestreut wird, wobei vor allem kurzwelliges blaues Licht wieder aus dem Auge austritt. Wird Melanin in die vordere Schicht, das Stroma, eingelagert, wirkt der Farbstoff wie ein Filter, der das Auge grün oder braun erscheinen lässt. Einen Einfluss hat offenbar auch die Dichte des Stroma.

Verantwortlich für die Augenfarbe beziehungsweise die Melaninproduktion ist die Kombination einiger Gene, die das Kind von Vater und Mutter erhält. Vollständig verstanden ist das Zusammenspiel des Erbmaterials noch nicht. Auf jeden Fall ist es so kompliziert, dass auch Paare, bei denen beide Eltern blaue oder grüne Augen besitzen, Kinder mit braunen Augen bekommen können.

© sueddeutsche.de/cat - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: