Forensik:Wer zahlt, bekommt recht

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Wie objektiv gehen forensischer Psychiater und Psychologen vor? Offenbar lassen sie sich vom Auftraggeber beeinflussen, wie ein Experiment amerikanischer Wissenschaftler nahe legt.

Von Christian Weber

Die Gutachten forensischer Psychologen und Psychiater sind bekanntlich von größter Bedeutung, wenn ein Gericht über die Schuldfähigkeit oder Gefährlichkeit von Straftätern zu entscheiden hat. Umso wichtiger ist die Objektivität und Unvoreingenommenheit der Experten.

Doch um diese sei es nicht besonders gut bestellt, warnt ein Forscherteam um den Psychologen Daniel Murrie von der University of Virginia in dem Fachmagazin Psychological Science (online): "Das Justizsystem verlässt sich häufig auf Gutachter, und die meisten von ihnen glauben, dass sie ihre Aufgabe objektiv erledigen", sagt Murrie. "Unsere Ergebnisse lassen vermuten, dass dies nicht der Fall ist."

Der Wissenschaftler argumentiert mit einem Experiment aus der realen Welt, das er gemeinsam mit seinen Kollegen inszeniert hatte. Sie hatten 118 erfahrene forensische Gutachter zu einem zweitägigen Workshop eingeladen, angeblich nur, um über Testverfahren zur Beurteilung von gewalttätigen Sexualstraftätern informiert zu werden.

Im Gegenzug sollten einige der Experten bezahlte Gutachten für eine staatliche Behörde erstellen, die angeblich die Akten einer großen Zahl von Sexualstraftätern neu zu bewerten hatte. Einige Wochen später trafen die restlichen Gutachter der Workshop-Gruppe einen - ebenfalls bezahlenden - Strafverteidiger, der ihnen die Akten von jeweils vier Mandanten zur Begutachtung überließ. Dabei wussten die unfreiwilligen Studienteilnehmer nicht, dass sie alle jeweils die gleichen Fälle vorgelegt bekommen hatten.

Die Auswertung stimmte die Studienautoren bedenklich: Obwohl die Forensiker bei beiden Anlässen die gleichen Fälle mit den selben Methoden begutachteten, zeigten sich - je nach Auftraggeber - deutliche Unterschiede. Diejenigen Experten, die glaubten, sie seien von den Strafverfolgungsbehörden engagiert worden, bewerteten die Gefährlichkeit der vermeintlichen Straftäter deutlich höher als jene Experten, die angeblich für die Verteidigung arbeiteten.

© SZ vom 29.08.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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