Folgen des Klimawandels:Über den dürren Klee

Feldversuche mit künstlich erzeugter Dürre und anderen Wetterextremen zeigen: Der Klimawandel wird die Landwirtschaft verändern. Besonders gefährdet sind Monokulturen.

Robert Lücke

Arten werden verschwinden, ganze Populationen sterben. Der Klimawandel wird in der Tierwelt viele Opfer fordern. Aber wie steht es um die Pflanzen? Werden Sträucher, Gräser und anderes Grün die Folgen der globalen Erwärmung eher tolerieren als Tiere?

EVENT - Extremwetteranlage

Anke Jentsch und Carl Beierkuhnlein haben die Pflanzen auf ihren Testfeldern verschiedenen extremen Wetterlagen ausgesetzt.

(Foto: Archiv EVENT)

Die Ergebnisse von Wissenschaftlern der Universitäten in Bayreuth und Landau ließen sich tatsächlich in diese Richtung auslegen: Felder, die in einem Experiment künstlich mit Dürre, Starkregen und anderen Wetterextremen traktiert wurden, warfen später einen vergleichbaren Ertrag an Biomasse ab wie unbeeinträchtigte Vergleichsflächen - jedoch nur im Durchschnitt.

Das heißt, während eine Pflanzenart litt, gedieh eine andere umso besser. Für die großen Monokulturen auf den Feldern der Welt sind das also doch schlechte Nachrichten. Der Klimawandel wird sicher auch den Pflanzen schaden - die Frage ist nur welchen.

Die Wissenschaftler bauten für ihr Experiment auf einer vier Fußballfelder großen Fläche zehn Pflanzenarten an, unter anderem Gräser und Sträucher. Die Felder wurden entweder mit Plastikplanen bedeckt und wochenlanger Dürre ausgesetzt oder dauerhaft beregnet.

Andere Felder setzten die Wissenschaftler immer wieder starkem Frost aus. Bei der Ernte maßen die Forscher schließlich die gewonnene Biomasse in Volumen und Gewicht. Wie hatte sich das Wachstum der Pflanzen unter den extremen Wetterbedingungen verändert? Wurde es langsamer, schneller, oder stagnierte es? Gab es eine kürzere oder längere Blütezeit?

Um temporäre Wetterphänomene von Klimaveränderungen unterscheiden zu können, rechneten die Forscher die Daten auf Zeiträume von 100 Jahren hoch. Im Experiment dauerte die Dürre 32 oder 42 Tage; um Starkregen zu simulieren, ließen sie es zwei Wochen lang 170 Millimeter oder 260 Millimeter regnen. Am Ende der Phasen wurde gemäht und wieder hochgerechnet, wie die Ergebnisse für längere Zeiträume gewesen wären.

"Frappierend war, wie gut die natürliche Vegetation damit insgesamt umgehen konnte", sagt Anke Jentsch, Geoökologin an der Universität Landau. Zwar verkümmerte manche Art, dafür wuchsen aber andere Gräser umso stärker und glichen die Verluste aus - egal ob bei Dürre oder Dauerregen.

Artenreiche Vegetation verkraftet Kältestress besser

Auf Monokulturen mit nur einer Grasart waren die Ausfälle hingegen gravierend: "Ein reines Gerste- oder Rapsfeld würde also vermutlich deutlich stärker leiden. Im Zweifelsfall geht ein großer Teil davon kaputt", sagt Jentsch. In einem anderen Experiment ließen die Forscher den Boden gefrieren und tauten ihn mit Hilfe unterirdisch verlegter Heizkabel mehrfach wieder auf. Auch hier verkraftete eine artenreiche Vegetation den Kältestress besser.

Ein weiteres Phänomen, das die Geo- und Biologen um Jentsch und den Bayreuther Bio-Geographen Carl Beierkuhnlein beobachteten, könnte für die Landwirtschaft zum Problem werden: Durch anhaltende Dürre sinkt in den Pflanzen der Proteingehalt. Ein Bauer müsste also wesentlich mehr anbauen, denn die Kühe würden von dem proteinarmen Klee nicht so schnell satt wie heute.

Was heißt das für die Landwirtschaft? "Die Bauern müssten verschiedene Pflanzen anbauen und nicht länger auf Monokulturen setzen", sagt Jentsch. Insbesondere in Süddeutschland, wo der Klimawandel mehr Starkregen im Winter bringen wird und im Osten, wo häufige Dürren im Sommer erwartet werden, müsste sich die Landwirtschaft umstellen.

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