Fledermäuse:Der Spiegeltrick

Micronycteris microtis. (Foto: Inga Geipel)

Die Großohrfledermaus benutzt Blätter als Spiegel. So kann sie sogar Beute orten, die im Stockdunklen bewegungslos mitten im Dschungel sitzt.

Von Tina Baier

Die knapp sieben Zentimeter lange Großohrfledermaus Micronycteris microtis kann etwas, was andere Fledertiere nicht können. Sie ist in der Lage, im Stockdunkeln Insekten zu orten, die bewegungslos auf einem Blatt sitzen. Auch andere Fledermäuse können sich mithilfe ihres Biosonars im Dunkeln orientieren, doch Beute finden sie nur, wenn sie sich bewegt. Die Schallwellen, die die Tiere aussenden, um anschließend das Echo ihrer Umgebung aufzunehmen und auszuwerten, werden nämlich von den Blättern so stark zurückgeworfen, dass das Echo des Insekts, das darauf sitzt, darin sozusagen untergeht. Was der Trick der Großohrfledermaus ist, beschreiben Biologen um Inga Geipel vom Smithsonian Tropical Research Institute jetzt in der Fachzeitschrift Current Biology. Geipel fand heraus, dass die Ultraschall-Rufe der Tiere von den Blättern anders reflektiert werden, wenn sie nicht direkt von vorne, sondern in einem Winkel von mindestens 30 Grad auf die Oberfläche treffen. In diesem Fall wirke das Blatt wie eine Art Spiegel, in dem das darauf sitzende Insekt reflektiert werde. Dass sich die Fledermäuse diesen Effekt tatsächlich zunutze machen, schloss die Wissenschaftlerin aus Aufnahmen mit zwei Hochgeschwindigkeitskameras. Die zeigten, dass Micronycteris bewegungslose Beute in 80 Prozent der Fälle tatsächlich schräg anfliegt.

© SZ vom 02.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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