Fastenmonat Ramadan hat begonnen:Wer Krieg führt, darf essen

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Kein Essen, kein Trinken, kein Sex - zumindest tagsüber: Für die Muslime weltweit hat der Ramadan begonnen. Wer im Fastenmonat als Märtyrer stirbt, für den ist der Weg ins Paradies kürzer. Das dürfte die Moral der kämpfenden Rebellen in Syrien weiter heben.

Tomas Avenarius, Kairo

Alle Jahre wieder, bleibt der Magen leer. Der Ramadan gibt den Rhythmus vor im Leben der Muslime, gehört zu den fünf unumstößlichen Säulen des Glaubens und bereitet den Menschen Freude, auch wenn das für Nicht-Muslime manchmal schwer nachzuvollziehen ist. Diesmal also im Juli und August, der heißesten Jahreszeit auch in Ägypten, von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang.

Der Fastenmonate Ramadan hat begonnen: Syrische Flüchtlinge beten zusammen mit Einheimischen in einer Moschee in Jordanien. (Foto: AP)

Die Theologen der Al-Ashar-Universität in Kairo hatten in den vergangenen Tagen immer wieder nach dem Mond gesehen und den Beginn des neunten Monats des islamischen Kalenders dann für Freitag festgelegt. Vom Frühgebet bis zum letzten Abendgebet darf nun nicht gegessen oder getrunken werden. Rauchen, Sex und ähnliche Vergnügungen sind ebenso tabu für den Muslim.

Am Abend aber ist, zumindest bei den auch im Religiösen lebenslustigen Ägyptern, Freude angesagt: Familie und Freunde essen miteinander, die Tische quellen über, im Fernsehen laufen Ramadan-Serien, erzählen Prediger aus dem Leben des Propheten. Die Frommeren gehen in die Moschee, zitieren mit Gleichgesinnten den Koran. Auf den Straßen stehen lange Tische, Wildfremde brechen miteinander das Fasten.

Und es sind nicht nur die Armen und Bedürftigen, die zusammensitzen bei dem von den Reichen gespendeten Essen: Der heilige Monat soll die Muslime einen, unabhängig von Herkunft und sozialem Stand, auch Christen können sich dazusetzen.

Fasten in der heißesten Jahreszeit

Dieses Jahr, das gehört zu den Nebenwirkungen eines Mondkalenders, der durch das normale Jahr wandert, fällt der Fastenmonat in die heißeste Jahreszeit. 35 Grad und mehr, eine Luftfeuchtigkeit von 30 Prozent, dazu die stickige Luft der 18-Millionen-Metropole Kairo - für streng Gläubige ist das Extra-Ansporn und auch alle anderen ertragen es gern.

Muslime erlernen das Fasten von Kindesbeinen an, wachsen langsam in die Rolle der Erwachsenen hinein, obwohl sie ausgenommen sind im Koran vom Fastengebot. Das gilt ebenso für Alte, Kranke, Schwangere und Reisende.

Aber auch die Kriegführenden dürfen essen: Der Syrer Baschar al-Assad kann also nicht auf Hilfe von oben hoffen beim Kampf ums Überleben seiner angeschlagenen Diktatur. Im Gegenteil: Wer im Fastenmonat als Schahid stirbt, als Märtyrer, für den ist der Weg ins Paradies kürzer. Das dürfte die Moral der Rebellen in Damaskus noch weiter heben.

Ob in Syrien oder Ägypten: Der Nichtmuslim, ob Fremder oder Einheimischer, sollte den Fastenmonat respektieren und in der Öffentlichkeit weder trinken noch essen. Wobei: Ägypter sind nicht nur lebenslustig, sondern auch tolerant. Weshalb der Taxifahrer dem Fremden Feuer gibt, wenn der die Regeln des interkulturellen Anstands vergisst und auch tagsüber zur Zigarette greift.

© SZ vom 21.07.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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