Erde extrem:420 Meter unter dem Meeresspiegel - trocken

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Am tiefsten Punkt der Erde, den man trockenen Fußes erreicht, müssen die Menschen noch immer auf die Erfüllung einer biblischen Prophezeiung warten.

Bislang ist die Vorhersage des Hesekiel nicht in Erfüllung gegangen.

Das Tote Meer aus dem All betrachtet. (Foto: Foto: Nasa)

Gott hatte dem Propheten des Alten Testaments, der vermutlich um das 6. Jahrhundert vor Christus ins babylonische Exil verschleppt worden war, gesagt: "... dies Wasser, das gegen Morgen herausfließt, wird durch das Blachfeld fließen ins Meer, da sollen desselben Wasser gesund werden (...) es soll sehr viele Fische haben (...).

Und es werden die Fischer an demselben stehen; von Engedi bis zu En-Eglaim wird man die Fischgarne aufspannen; denn es werden daselbst sehr viel Fische von allerlei Art sein ..."

Hesekiel sprach vom Salzmeer. Heute wird dieser See Totes Meer genannt - und tatsächlich gibt es in dem Gewässer kaum Leben. Lediglich einige Mikroorganismen und Pflanzen ertragen den extrem hohen Salzgehalt von bis zu 33 Prozent. Den Rekord hält das Tote Meer hier allerdings nicht. Der Assalsee in Ostafrika weist einen Salzgehalt von etwa 35 Prozent auf.

Doch es gibt einen anderen Rekord, den kein Punkt auf der Erde dem See streitig macht. Sein Ufer beziehungsweise seine Oberfläche stellt den tiefsten frei zugänglichen Ort unseres Planeten dar.

Der Wasserspiegel des Sees, der an Israel, das Westjordanland und Jordanien grenzt, liegt derzeit auf einer Höhe von etwa 420 Metern unter dem Meeresspiegel.

Derzeit, weil der Salzsee schrumpft. Vor etwa 4000 Jahren lag der Pegel vermutlich immerhin 250 Meter unter dem Meeresspiegel. Doch insbesondere die Trinkwassergewinnung in Israel und Jordanien lässt ihn seit den achtziger Jahren um etwa einen Meter pro Jahr sinken.

Die Menschen leiten Wasser aus dem Jordan ab, welches sonst ins Tote Meer fließen und das verdunstende Seewasser ersetzen würde. Bis 2020, so wird geschätzt, wird der See auf einen Pegel von 430 Meter unter dem Meeresspiegel zurückgehen. Und die Oberfläche, die bereits heute nur noch etwa 600 Quadratkilometer ausmacht, wird weiter schrumpfen.

Seine tiefe Lage verdankt der See übrigens seiner Geschichte als Teil des so genannten Jordangrabens, der Verlängerung des Großen Afrikanischen Grabenbruchs (Great Rift Valley).

Ursprünglich war die Region vom Meer bedeckt. Im Verlauf der Erdgeschichte stieg der Meeresboden an, so dass hier vor etwa 12.000 Jahren nur der See übrig blieb. Mineralien und Salze reicherten sich an, da das Gewässer keinen Abfluss hat und sein Wasser verdunstet.

Im Toten Meer kann man ohne Anstrengung schwimmen. (Foto: Foto: AFP)

Gebe es den Jordan nicht, wäre der See schon verschwunden. Er hätte sich dank der hohen Sonneneinstrahlung schlicht in Luft aufgelöst. Doch wenn weiterhin so viel Wasser abgezweigt wird wie in den letzten Jahrzehnten, kann es immer noch dazu kommen.

Den Touristen bliebe dann die Erfahrungen verwehrt, beim Schwimmen in einem See Zeitung lesen zu können. Auch ist das Sonnenbrand-Risiko etwas geringer als an manchen anderen Orten. Das hängt damit zusammen, dass der Luftdruck in der tief gelegenen Region relativ hoch ist und damit die Atmosphäre besonders dick. Außerdem liegt häufig ein Dunstschleier in der Luft und der Wüstensand absorbiert zusätzlich UV-Strahlen.

Auf Sonnenschutzmittel verzichten sollte man aber trotzdem nicht. Schließlich liegt der See in einer Region, wo die Einstrahlungsintensität der Sonne relativ hoch ist.

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