Die USA und der Klimawandel:Der Killer zeigt Reue

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Die USA stehen an der Schwelle zu einem politischen Umschwung: Beide US-Präsidentschaftskandidaten plädieren für aktiven Klimaschutz.

Christopher Schrader

Auf einer tropischen Insel hat Paula Dobriansky ihrem nächsten Präsidenten eine Brücke in die Zukunft gebaut. Es war im Dezember 2007, als die Staaten der Welt auf Bali über ein neues, globales Klimaschutzabkommen debattierten. In der entscheidenden Sitzung gab Dobriansky als Verhandlungsführerin der amerikanischen Delegation ihren Widerstand auf.

Die Klimasünden der USA: Highway in L.A. (Foto: Foto: AFP)

So haben die USA zugestimmt, ihre Emissionen an klimaschädlichen Treibhausgasen bis 2020 um mindestens 25 Prozent und bis 2050 um 50 Prozent zu reduzieren. Und sie haben akzeptiert, dass sie eine "Pflicht" haben, während Schwellenländer wie China und Indien zu "Aktionen" eingeladen werden. Wer auch immer ins Weiße Haus einzieht, braucht weniger Energie, wenn er den politischen Schwenk nach acht Jahren Regierung Bush durchkämpfen will.

Beide Präsidentschaftskandidaten für Klimaschutz

Beide Präsidentschaftskandidaten haben angekündigt, umfassenden Klimaschutz zu betreiben. Es soll verbindliche Reduktionsziele und einen Handel mit Emissionszertifikaten geben - genau wie es Europa vormacht. Die Vorgaben sind allerdings weniger aggressiv: Während die EU schon bis 2020 eine mindestens 20-prozentige Reduktion des Ausstoß unter Werte von 1990 anstrebt, möchte der demokratische Kandidat Obama die Emissionen erst bis zum Jahr 2050 senken. Dann allerdings um 80 Prozent, während sein republikanischer Gegner McCain für 60 Prozent votiert. Er könnte dann aber in Konflikt mit seiner Vizepräsidentin geraten. Sarah Palin bestreitet den menschlichen Einfluss auf das Klima.

Im Land aber ist die Stimmung längst umgeschlagen. Renommierte Universitäten richten Schwerpunktprogramme zur Energieforschung ein, General Motors begreift das von einem Elektromotor betriebene Auto Volt als letzte Rettung. Bundesstaaten wie Kalifornien sind weit auf dem Weg voran geschritten, den die Kandidaten die Nation weisen wollen.

In amerikanischer Tradition entwerfen Experten nun "Visionen". Zum Beispiel sollten die USA am internationalen "Rennen nach unten" teilnehmen, um die größte Wirtschaftsleistung mit dem geringsten CO2-Ausstoß zu erzielen. Solarmodule dienten dann der nationalen Sicherheit so wie heute die Gewehre der Marines. Hilfen an arme Länder, dem Klimawandel zu begegnen, verbesserten das Image des Landes und trockneten die Brutstätten des Terrorismus aus.

Hiesige Forscher haben Respekt vor dem Schwung, den Amerika nach der Wahl bekommen könnte. Wenn sich das Land mit Enthusiasmus auf den Klimaschutz stürzt, verliert Deutschland schnell die führende Stellung, die es bei vielen erneuerbaren Energiequellen hat.

© SZ vom 31.10.2008 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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