Bienen:Komplexe Mitteilungen

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Die Königin und ihre Honigbienen können komplexe Informationen austauschen - durch ihren Tanz und durch Düfte. (Foto: Klaus-Dietmar Gabbert/dpa)

Seit Jahrzehnten ist der Schwänzeltanz der Bienen ein Lehrbuchbeispiel für die Kommunikation unter sozialen Insekten. Doch Honigbienen haben sich in ihrem Stock noch viel mehr zu sagen. Zum Beispiel, ob sie Löwenzahn oder Glockenblumen bevorzugen.

Von Tina Baier

Sprechen können Honigbienen zwar nicht miteinander, dennoch tauschen sie erstaunlich komplexe Informationen aus. Jahrzehnte nachdem der Verhaltensforscher Karl von Frisch den Schwänzeltanz entdeckt hat, mit dem zurückkehrende Sammlerinnen ihren Kolleginnen im Stock den Weg zur besten Nektarquelle erklären, gibt es weitere verblüffende Neuigkeiten über die Kommunikation unter Bienen.

Im Fachjournal Current Biology berichtet ein Team um Hanna Cholé von der Université Paris-Saclay von einem bisher unbekannten Mitteilungsweg. Bekannt war, dass der Schwänzeltanz Informationen über die Entfernung und die Richtung liefert, in der sich eine Nektarquelle befindet. Doch wenn die Bienen an einer Wiese voller verschiedener Blumen ankommen, wissen sie auch, ob sie den Nektar von Glockenblumen oder von Löwenzahn sammeln sollen. Wie ist das möglich? Dass der Schwänzeltanz nicht der einzige Weg ist, auf dem die Insekten Informationen untereinander austauschen, wussten Bienenforscher seit Längerem. Bienen merken, nach welcher Blume eine zurückkehrende Sammlerin riecht und suchen die gleiche Blütenart auf. Bisher dachte man allerdings, dass das nur funktioniert, wenn die heimkehrenden Bienen die Artgenossinnen im Stock mit einem Teil des gesammelten Nektars füttern.

Die französischen Wissenschaftler haben herausgefunden, dass der Austausch von Nahrung nicht nötig ist. Bienen erspüren auch dann Duft der zuletzt besuchten Nektarquelle, wenn sie eine zurückkehrende Sammlerin nur kurz berühren, bevor sie selbst losfliegen. In ihrem Experiment konfrontierte Chloé Bienen mit zwei für sie neuen Gerüchen: In einem Fall hatten die Tiere gleichzeitig zehn Sekunden körperlichen Kontakt mit einer anderen Sammlerin, beim anderen nicht. Die Tiere merkten sich nur den Geruch, bei dem sie eine andere Biene berührt hatten, und entwickelten eine Vorliebe für diesen Duft, die länger als eine Stunde anhielt. Den Geruch, den sie ohne Berührung einer Artgenossin verspürt hatten, vergaßen die Tiere schnell.

Doch wie genau geben die Insekten die Geruchsinformation an andere Sammlerinnen im Stock weiter? Das Sehen spielt dabei keine Rolle. Die Bienen entwickelten Geruchsvorlieben auch dann, wenn ihre Sicht behindert war. Die Weitergabe der Information scheiterte dagegen immer dann, wenn eines der kommunizierenden Tiere seine Antennen nicht mehr bewegen konnte. Warum das so ist, wissen die Forscher noch nicht genau. Wahrscheinlich ist, dass sich die Kommunikation der sozialen Insekten nicht nur auf den Schwänzeltanz beschränkt, sondern weitere Formen des Austauschs beinhaltet.

© SZ vom 24.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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