Astronomie:Mond könnte aus Mini-Monden entstanden sein

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Führte eine Serie von Asteroideneinschlägen auf der Erde zur Entstehung des Mondes? (Foto: AFP)

Bis heute ist unklar, wie die Erde zu ihrem Mond kam. Forscher haben nun eine neue Spur - sie führt zu einer gigantischen Trümmerwolke.

Asteroideneinschläge auf die Erde könnten für die Entstehung des Mondes verantwortlich sein. Das zeigen Modellrechnungen israelischer Forscher um Raluca Rufu vom Weizmann-Institut in Rehovot. Schon etwa 20 große Treffer könnten demnach genug Material aus der Erde herausgeschleudert haben, um über einige Millionen Jahre Stück für Stück den Mond zu bilden. Das berichten die Wissenschaftler im Fachblatt Nature Geoscience.

Wie der Mond vor etwa 4,5 Milliarden Jahren entstanden ist, ist bis heute nicht geklärt. Das wahrscheinlichste Szenario: Der Einschlag eines Himmelskörpers von der Größe des Mars auf die junge Erde. Das Ereignis könnte das Baumaterial für den Mond in die Erdumlaufbahn geschleudert haben. Das Problem an dieser Theorie: Wie Modellrechnungen zeigen, sollte der Mond dann hauptsächlich aus dem Material des Einschlagkörpers bestehen.

Mond und Erde sind sich chemisch gesehen aber extrem ähnlich. Wie Modellrechnungen ergeben haben, ist eine Durchmischung des Materials beider Himmelskörper zudem kaum möglich.

Das Team um Rufu hat nun fast tausend Einschläge großer kosmischer Brocken auf der jungen Erde am Computer simuliert. Die Modellrechnungen zeigen, dass die Trümmerwolke dieser Kollisionen meist zum Großteil aus dem Material des Erdmantels besteht. Diese Trümmerwolken bilden zunächst Ringe um die Erde, die sich schließlich zu Mini-Monden zusammenballen. Solche Mini-Monde könnten nach diesem Modell wiederum nach und nach zum heutigen Mond verschmolzen sein.

Wie viele Einschläge tatsächlich für die Entstehung des Mondes nötig waren, ist aber nicht klar. Das schreibt der Planetenforscher Gareth Collins vom Londoner Imperial College in einem Begleitkommentar in Nature Geoscience. Angesichts der Größe des heutigen Mondes könnten weit mehr als 20 Einschläge nötig gewesen sein, argumentiert Collins. Denn bei dem Prozess der Zusammenballung gehe vermutlich Material verloren.

Möglicherweise lässt sich das Szenario künftig überprüfen: Wenn der Erdtrabant tatsächlich durch verschmelzende Mini-Monde entstanden ist, könnten Forscher dort nach Bereichen mit unterschiedlichen geochemischen Eigenschaften suchen. Anhand dieser chemischen Signaturen lässt sich beispielsweise das Alter des Materials ablesen. Die verschiedenen Bereiche würden somit wie Puzzlestücke verraten, wie der Mond einst entstand.

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