Astronomie:Der steinerne Trabant

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Auf der erdzugewandten Seite sind viele Mare zu sehen (rosa). (Foto: N/A)

Erstmals wurde eine vollständige geologische Karte des Mondes erstellt. Sie soll die Planung künftiger Mondflüge erleichtern.

Von Marlene Weiss

In einer Zeit, in der man vorerst nirgendwo physisch hinreisen kann, werden Reisen im Geiste attraktiv. Das Gute daran ist, dass der Auswahl der Ziele keine praktischen oder finanziellen Grenzen gesetzt sind. Wer zum Beispiel schon immer gründlich den Mond erkunden wollte, kann sofort damit anfangen, vom Sofa aus.

Pünktlich zur Krise haben Wissenschaftler der US-Geological Survey (USGS) ein Großprojekt abgeschlossen und in Zusammenarbeit mit der Nasa und dem Lunar Planetary Institute in Houston eine erste komplette, detaillierte geologische Karte des Mondes veröffentlicht. Sie verbanden dazu sechs bereits vorhandene Karten, die auf Beobachtungen aus der Apollo-Ära basierten, mit neueren Daten aus Satellitenmissionen. Erstmals liegt nun eine konsistente Beschreibung der Konsistenz und Strukturen des Erdtrabanten vor. Die bisherigen Ausschnittskarten waren teils widersprüchlich gewesen. "Es war ein riesiger Aufwand, die Karte nahtlos zu machen", sagte USGS-Astrogeologie-Direktor Justin Hagerty. Weil die historischen Karten von unterschiedlichen Teams nach unterschiedlichen Methoden erstellt worden waren, passten sie oft schlecht zusammen.

Das Ergebnis ist nun ein vollständiger Mond-Globus. Gedacht ist er vorrangig für reale Mondreisen. Die Karte soll die Planung künftiger Missionen zum Mond erleichtern, insbesondere der bemannten Fahrten, welche die Nasa und US-Präsident Donald Trump möglichst bald wieder realisieren wollen. Nach aktueller Planung sollen schon 2024 die erste Frau und der nächste Mann auf dem Mond landen. Ob sich dieser Zeitplan wirklich einhalten lässt, zumal in der Corona-Krise, ist allerdings fraglich.

Aber die neue Karte bietet mit ihrem Reichtum an Strukturen auch jedem Möchtegern-Mondreisenden viel Material. Sie zeigt, was genau sich hinter den hellen und dunklen Flecken verbirgt, die man bei Vollmond mit bloßem Auge erkennen kann. Auf der erdzugewandten Seite (im Bild, mitsamt dem Nordpol des Mondes) sind viele rosa eingefärbte Gebiete zu erkennen. Das sind die sogenannten Mare, die dunklen Mondmeere. Vermutlich sind es durch Einschläge in der Frühzeit des Mondes entstandene Becken, die mit aufsteigendem Magma geflutet wurden - anfangs war der Mond-Mantel noch flüssig. Auf der rückwärtigen Seite des Mondes, wo bislang nur 2019 die chinesische Sonde Chang'e 4 gelandet ist, gibt es kaum solche Mare.

Gut erkennen kann man auch die Landepunkte der bisherigen Mondmissionen. Die Fähre Eagle mit den Apollo-11-Astronauten Neil Armstrong und Buzz Aldrin an Bord setzte nahe dem Mondäquator auf, der im unteren Teil des Bildes liegt. Ein Stück rechts vom Nullmeridian des Mondes, der exakt senkrecht durch die Mitte des Bildes verläuft, sind - auf rund 23 Grad östlicher Länge - zwei kleine hellblau eingefärbte Krater zu sehen. Unmittelbar rechts davon, am südwestlichen Rand des Mare Tranquillitatis, betraten im Jahr 1969 die ersten Menschen den Mond.

© SZ vom 24.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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