Astrobiologie:Wie Außerirdische entstehen könnten

Lesezeit: 2 min

  • In der Milchstraße gibt es etliche Planeten in einer "habitablen Zone", so wie die jetzt entdeckten sieben erdähnlichen Planeten im Sternsystem Trappist-1.
  • Damit auf fremden Welten tatsächlich Leben enstehen kann, braucht es jedoch mehr: Der Planet sollte flüssiges Wasser haben und eine Atmosphäre mit der richtigen chemischen Zusammensetzung.
  • Auch Vulkane und Radioaktivität könnten bei der Entstehung von Lebensformen hilfreich sein.

Von Marlene Weiß

"Erdähnlich", das ist ein trügerisches Wort. Es klingt so heimelig, nach Ozeanen und Wäldern. Aber Astronomen beschreiben damit schlicht runde Planeten, die hauptsächlich aus Stein und Metall bestehen - so wie die sieben nun beim Zwergstern Trappist-1 entdeckten. Wie wenig das für die Bewohnbarkeit zu bedeuten hat, zeigen schon die "erdähnlichen" Planeten im Sonnensystem: Merkur, wo es mangels Atmosphäre mal kochend heiß und mal eisig kalt ist. Venus, dank einer dicken CO₂-Hülle die reinste Treibhaushölle. Oder Mars, der öde Wüstenkühlschrank. Die Ähnlichkeiten mit der Erde sind, nun ja, überschaubar.

Es kann eben viel schiefgehen auf dem Weg zum Leben, ein paar Steine machen noch kein Zuhause. Schon wenn der Planet entsteht, braucht man das richtige Material: Ammoniak, Methan, Kohlenstoff, Wasser und so weiter. Wenn alles gutgeht und sich derartige Bausteine auf einem jungen Planeten in größeren Mengen finden, dann muss die Temperatur stimmen. Nur in der "habitablen Zone" in passender Entfernung zum Mutterstern kann es Meere geben. Die sind wichtig, denn Moleküle müssen umherschwimmen und aufeinandertreffen, damit der Zufall Leben erschaffen kann. "Möglich ist alles, aber ohne flüssiges Wasser wird die Entstehung von Leben, wie wir es kennen, sehr schwierig", sagt Wing-Fai Thi vom Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik in Garching.

Exoplaneten
:Tausende neue Welten

Im Sternsystem Trappist-1 haben Astronomen gleich sieben erdähnliche Planeten ausgemacht. Teleskope der nächsten Generation könnten sogar die ersten handfesten Spuren fremden Lebens entdecken. Eine Übersicht der Planetenjagd.

Von Christoph Behrens

Und selbst bei besten Bedingungen braucht Leben - erst recht komplexeres Leben - Zeit, viel Zeit. Darum sollte ein Planet auch über Vulkane und Radioaktivität im Innern verfügen: Beides wird als Wärmepumpe und für die Bildung einer Atmosphäre gebraucht, damit der Planet nicht vereist. Auch ein Magnetfeld ist wichtig, denn ohne so eine Schutzhülle könnte Strahlung aus dem All neue Lebensformen gleich wieder vernichten.

Ob einer der Planeten von Trappist-1 all das hat, ist längst nicht gesagt. Sollte es aber so sein, dann könnte dort mit etwas Glück die eine oder andere Alien-Mikrobe entstanden sein. Für komplexe oder gar intelligente Organismen braucht das Leben jedoch noch einmal mehr Ruhe. Da würde vielleicht ein großer Planet wie Jupiter in der Nähe helfen, der ein paar der schwersten Kometen-Einschläge abfängt, die sonst immer wieder alles zerstören können. So einen hat man dort bislang nicht gefunden - was freilich nicht heißt, dass es ihn nicht gibt.

In der Milchstraße gibt es Dutzende Milliarden Planeten in bewohnbaren Zonen

Aber die Milchstraße enthält ja noch geschätzt Hunderte Milliarden weitere Sterne. Und in den vergangenen Jahren hat sich gezeigt, dass Planeten nicht die Ausnahme sind, sondern die Regel: Kaum dass man begonnen hatte, mit modernen Instrumenten nach ihnen zu suchen - etwa seit 2009 mit dem Kepler-Weltraumteleskop -, tauchten Exoplaneten zu Tausenden auf. Das Trappist-1-System zeigt, dass ein Stern durchaus sogar mehrere Planeten in der bewohnbaren Zone haben kann. "Es ist sehr wahrscheinlich, dass irgendwo, irgendwann einmal Leben entstanden ist", sagt auch Thi. "Die Frage ist nur: Wie komplex wurde es?" Von einfachsten Lebensformen bis zu E. T. ist es ein großer Schritt.

Trotzdem meinen manche Forscher, dass bereits ganze Zivilisationen jenseits der Erde entstanden sein müssten - bei wohl Dutzenden Milliarden Planeten in bewohnbaren Zonen allein in der Milchstraße sollte doch etwas Brauchbares herausgekommen sein, ist ihr Argument. Doch wer weiß, wie lange solche Zivilisationen überleben? Die Menschheit hat erst seit ein paar Tausend Jahren so etwas wie Technologie, auf kosmischen Zeitskalen ein Wimpernschlag. Vielleicht sind andere Kulturen längst wieder untergegangen oder noch gar nicht entstanden.

Ob die Menschen je im All Gesellschaft finden, bleibt damit ungewiss. Eines aber würde die Chancen doch erheblich steigern: wenn die gute alte Erde noch eine Weile bewohnbar bliebe. Damit mehr Zeit für die Suche ist.

© SZ vom 25.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Evolution
:Wie entstand das Leben auf der Erde?

Am Anfang war nur Sternenstaub - und dann rührte sich was. Wie aus toter Materie Leben entstehen konnte, gehört zu den großen Fragen der Menschheit. Ein paar Antworten haben Forscher bereits.

Von Markus C. Schulte von Drach

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: