Anti-Nobelpreise:Friedenspreis für die "Schwulenbombe"

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An der Harvard University sind die diesjährigen Ig-Nobelpreise für bizarre Forschungsprojekte verliehen worden. Ausgezeichnet wurde unter anderem die Gewinnung von Vanillin aus Kuhfladen und der Einsatz von Viagra bei Hamstern mit Jetlag.

Markus C. Schulte von Drach

Vor Wissenschaftlern ist nichts sicher. Und vieles, was sie so erforschen, erscheint nicht nur Normalsterblichen bizarr und absurd. Auch in der Forschergemeinde wird das eine oder andere Projekt mit einer gewissen Irritation beobachtet - und dann mit dem sogenannten Ig-Nobelpreis ausgezeichnet.

Einer der dieses Jahr vergebenen Ig-Nobelpreise. (Foto: Foto: AP)

Seit 17 Jahren vergibt das Wissensmagazin Annals of Improbable Research ( AIR) diesen alternativen Preis für die "Forschung des Unwahrscheinlichen" - aber nicht etwa, um die betreffenden Forscher lächerlich zu machen, wie man angesichts der Auswahl denken könnte - und wie auch der Name nicht ganz zu Recht andeutet. Ig-Nobel spielt auf den englischen Begriff "ignoble" an, was sowiel bedeutet wie "schändlich", "unwürdig", "gemein".

Es geht vielmehr darum, "die Menschen zuerst zum Lachen und dann zum Nachdenken zu bringen", wie auf der AIR-Homepage zu lesen ist.

Wie Marc Abrahams, Redakteur bei AIR, dem britischen Sender BBC erklärte, gibt es eine Menge Menschen, die an Forschungsprojekten arbeiten, "die sich kaum beschreiben lassen und von denen kaum jemand je etwas gehört hat." Um auch solche Wissenschaftler zu Ehren kommen zu lassen wurde der Ig-Nobelpreis ins Leben gerufen.

Anders als ihre Kollegen, die den eigentlichen Nobelpreis erhalten, dürfen die Gewinner des heißbegehrten Ig-Nobelpreises allerdings kein Geld erwarten. Sie bekommen einen handgemachten Preis und eine Urkunde. Und natürlich den wohlverdienten Ruhm.

In zehn Kategorien wurden die Preise jetzt an der Harvard University in Cambridge, USA, verliehen - von Naturwissenschaften über Literatur bis zum Friedens-Ig-Nobelpreis.

Unwiderstehliches sexuelles Begehren

Letzteren hat ausgerechnet das Wrigth Laboratory der US-Luftwaffe erhalten, und zwar für den Vorschlag einer ganz besonderen Chemiewaffe. Diese sollte ihre Opfer in einen Zustand des "unwiderstehlichen sexuellen Begehrens" versetzen.

Ihre Hoffnung hatten die US-Militärforscher in einem inzwischen nicht mehr geheimen Dokument formuliert. Es ging darum, eine "nicht tödliche", aber die Kampfmoral der gegnerischen Soldaten schwächende Waffe zu entwickeln. Das Ziel: "homosexuelles Verhalten auszulösen." Die Idee wurde deshalb unter der Bezeichnung "Schwulenbombe" bekannt.

Preisverdächtig war sicher auch die Idee der Militärwissenschaftler, feindliche Soldaten mit einer Chemikalie zu besprühen, die Insekten anziehen oder zu Mundgeruch führen sollte. Zur Preisverleihung durch "echte Nobelpreisträger" erschienen die Forscher des US-Luftwaffenlabors übrigens nicht.

Die Gewinner in den einzelnen Kategorien finden Sie in der Bildergalerie.

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