Anthropologie:Frieden auf der Osterinsel

Haben die Bewohner der Osterinsel ihre Zivilisation auch mit Kriegen um knapper werdende Ressourcen zerstört? Nun stellen Forscher fest: Objekte, die man bislang für Speerspitzen hielt, sind zum Kämpfen völlig ungeeignet.

Von Christian Endt

Anders als bisher angenommen ist die Zivilisation der Osterinsel offenbar nicht durch Kriege zugrunde gegangen. Das zeigt eine neue Analyse von auf der Insel gefundenen Gegenständen in der Fachzeitschrift Antiquity. Die Osterinsel gehört zu Chile, liegt aber isoliert im Südostpazifik. Die nächste bewohnte Insel ist mehr als 2000 Kilometer entfernt. Was im 17. und 18. Jahrhundert zum dramatischen Niedergang der Kultur auf der Osterinsel und einem starken Rückgang der Bevölkerung geführt hat, ist bisher ungeklärt. Als Hauptursache gilt, dass Raubbau die Natur aus dem Gleichgewicht brachte und sich die Bewohner nicht mehr versorgen konnten. Forscher hatten bislang vermutet, dass diese Ressourcenknappheit zu heftigen Kämpfen zwischen den Stämmen führte. Als Beleg galten Funde von dreieckigen Objekten aus Obsidian, einem vulkanischen Gesteinsglas. Diese hatte man für Speerspitzen gehalten. Ein Anthropologen-Team um Carl Lipo von der Binghamton University im Staat New York hat die Form der Mata'a genannten Gegenstände nun anhand von Fotos untersucht. "Man kann jemanden damit verletzen, aber es wäre auf keinen Fall tödlich", sagt Lipo. Hätte tatsächlich Krieg geherrscht, hätten sich die Menschen mehr Mühe mit der Waffentechnik gegeben, so die Argumentation. Lipo vermutet daher, bei den Mata'a habe es sich um Werkzeug gehandelt.

© SZ vom 17.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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