Viel Zeit ist nicht mehr: Im Dezember will ein chinesisches Unternehmen damit beginnen, in Mes Aynak in Afghanistan Kupfer abzubauen. Und zwar gerade dort, wo sich derzeit noch die Ruinen eines 1500 Jahre alten buddhistischen Klosterkomplexes befinden. Nur bis dahin haben Archäologen noch Zeit, um die historische Stätte 40 Kilometer südöstlich von der Hauptstadt Kabul zu erforschen.
Doch nicht nur die Wissenschaftler wünschen sich, dass Mes Aynak erhalten bleibt. Hunderte buddhistische Mönche aus Thailand, Birma und Sri Lanka haben in Bangkok vor dem Hauptsitz der Unesco gegen das Bergwerksprojekt in Afghanistan protestiert.
Die Buddhisten überreichten den Vertretern der UN-Kulturorganisation eine Petition mit der Bitte, den Ruinenkomplex mit mehr als 200 Buddha-Statuen und anderen Artefakten auf die Liste des bedrohten Weltkulturerbes zu setzen. Auf Schildern forderten sie, dass Geschäfte das Welterbe nicht zerstören dürften und erklärten: "Geld kann die Geschichte nicht zurückkaufen".
"Nach 30 Jahren bewaffneter Konflikte hat Afghanistan den Verlust und die Entweihung von Tausenden Gegenständen und Hunderten von Orten wie der Stadt Ai Khanum und Bamiyan erlitten", heißt es in der Online-Petition der Association for the Protection of Afghan Archaelogy (APAA). Bis Ende November will die Initiatorin der Petition, Nadia Tarzi, 200.000 Unterzeichner finden, in der Hoffnung, dass Mes Aynak nicht das gleiche Schicksal ereilt wie den 1500 Jahre alten Statuen von Bamiyan.
Diese größten Buddha-Statuen der Welt wurden 2001 zwar nicht aufgrund von wirtschaftlichen Interessen zerstört, sondern von den Taliban aus religiösem Fanatismus gesprengt. Damals hatte die UN-Vollversammlung eine Resolution verabschiedet, in der die Taliban aufgefordert wurden, der Zerstörung buddhistischer Heiligtümer Einhalt zu gebieten. Für die Buddhisten, Archäologen und das Weltkulturerbe aber läuft der Abbau von Kupfer unter Mes Aynak auf dasselbe hinaus - den unwiederbringlichen Verlust historisch bedeutender Stätten.
Für Afghanistans Regierung dagegen geht es um ein milliardenschweres Projekt, das der Bergbauminister einmal als Beginn der "Wiedergeburt des Landes" bezeichnet hat. Schließlich stehen die Ruinen auf der weltweit zweitgrößten, allerdings noch nicht erschlossenen Kupfermine.