Zwischen den Zahlen:So ein Stress

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Der Brotverdiener und der Teilzeitpapi fechten in der Seele der Männer einen harten Kampf aus. Dennoch lösen sich viele Männer nicht von alten Geschlechter­rollen und sind auch nicht bereit, nur ein Zuverdiener zu sein.

Von Felicitas Wilke

Der Mann von heute hat es nicht leicht. Der Chef drängt ihn zu voller Leistung im Job, die Werbung dazu, möglichst gut auszusehen, und die großen Kulleraugen der kleinen Tochter drücken das Verlangen aus, dass Mann möglichst viel Zeit mit ihr verbringen soll. Der Mann von heute, er lernt gerade Vokabeln wie "Vereinbarkeit" und er ahnt, was Frauen in den vergangenen Jahrzehnten so alles durchgemacht haben.

Das kann einen schon mal aus der Fassung bringen. Deshalb erstaunt eine gerade veröffentlichte Studie der britischen University of Bath wenig. Nichts, das haben die Wissenschaftler herausgefunden, stresst und ängstigt die Herren der Schöpfung so sehr, wie allein für das Haushaltseinkommen der ganzen Familie verantwortlich zu sein. Der Mann als Alleinverdiener hat demnach ausgedient, so weit, so progressiv.

Doch wer jetzt glaubt, die Männer lösen sich von alten Geschlechterrollen und sind bereit für eine Beziehung auf finanzieller Augenhöhe, vielleicht sogar - gewagte Idee - für eine Zukunft als Zuverdiener, hat sich zu früh gefreut. Denn das Stresslevel der sensiblen Geschöpfe steigt wieder an, sobald die Gattin mehr als 40 Prozent zum gemeinsamen Einkommen beisteuert. Der Brotverdiener und der Teilzeitpapi, sie fechten in der Seele der Männer einen harten Kampf aus.

Und was ist mit den Frauen? Die Gender Pay Gap bewirkt, dass sie meist ohnehin weniger als Männer verdienen, daher versetzen bislang nur wenige den Gatten in einen Stresszustand.

Die Gutverdienerinnen stellt der tiefe Einblick in die Abgründe der männlichen Psyche nun allerdings vor die Wahl: Entweder sie schenken ihrem abgespannten Herzbuben einen schönen Wellnessurlaub zur Erholung. Oder sie überweisen die Summe, die sie für dessen Seelenheil zu viel verdienen, eben auf ein Geheimkonto.

© SZ vom 23.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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