Zwischen den Zahlen:Liebster Feind

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Rauchmelder können die Nachtruhe empfindlich stören. (Foto: Christin Klose/dpa-tmn)

Rauchmelder können Leben retten. Sie entwickeln allerdings auch ein erstaunliches Eigenleben.

Von Hans von der Hagen

In diesen besinnlichen Tagen, wo Adventskränze abfackeln und trockene Weihnachtsbäume lichterloh in Flammen stehen, blickt man mitunter andächtig nach oben und murmelt: "Danke, dass es dich gibt." Weiß und still hängt er da, ein rundes, kleines Etwas mit großer Aufgabe: Wie einst der Matrose im Ausguck eines Schiffsmastes soll dieses kleine Etwas den Überblick wahren und schon vor Unbill warnen, wenn noch kein anderer diese wahrnimmt. Viel zu tun hat er nicht: In seiner Arbeitsplatzbeschreibung geht es nicht um Eisberge und schon gar nicht um Geisterschiffe. Nein: Es geht allein um: Rauch.

Wenn es dunkelt und man sich für das Bett rüstet, sieht man besonders gut, wie der Kleine ernst vor sich hin blinkt - als leuchtende Zusicherung, dass er auch nachts die Lage im Griff hat, wann ansonsten alles ruht. Man legt sich schlafen, die Firma erwartet eine erholte und gut gelaunte Arbeitskraft am nächsten Morgen.

Es ist kurz nach Mitternacht, als Warntöne die Stille zerreißen. Sie sind derart laut, dass sie selbst auf der Straße noch gut zu hören sein dürften. Türen gehen auf. Verstörte Gesichter. Was-ist-los-Blicke. Los ist, das ist schnell klar, der Rauchmelder. Er kann offenbar doch Geisterschiffe sehen, denn brennen tut nichts. Nirgends. Für solche Fälle hat der kleine Rauchmelder einen Knopf, der ihn in seinen wirren Momenten beruhigen soll. Er gehorcht. Stille. Neuer Schlafversuch. Kurz darauf ertönt erneut dieser infernalische Lärm. Der Rauchmelder läuft zur Hochform auf, während seine Kollegen in den anderen Räumen ruhig vor sich hin blinken. Es beginnt ein anhaltender Zweikampf. Und nach dieser Nacht ist klar, dass Rauchmelder erstens die Wiederherstellung der Arbeitskraft gefährden, zweitens manche Modelle keine herausnehmbare Batterie haben, drittens der Warnton mühelos einen Stapel Kissen durchdringt und viertens Rauchmelder nicht nur Leben retten, sondern auch selbst sieben Leben haben, die sich mitten in der Nacht wie vierzehn anfühlen.

Seit Anfang Januar müssen die kleinen weißen Teile übrigens in fast allen Bauten angebracht sein. Manche Modelle können nun sogar per Funk miteinander kommunizieren. Wenn ein Gerät der Ansicht ist, dass es Zeit für einen Warnton ist, machen alle anderen Geräte gleich mit. Flächendeckende Alarmierung nennt sich das. Nicht auszudenken, was da nachts los sein wird.

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