Zwischen den Zahlen:Daumen runter

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(Foto: N/A)

Die Faschingstage sorgen mal wieder für übertrieben gute Laune und geben sich Mühe, die Massen in den kollektiven Glücksrausch zu schunkeln. Doch auch Nörgler können sich freuen, denn Facebook schafft Abhilfe.

Von Janis Beenen

Die Zeit der übertriebenen Freude und Freundlichkeit hat ihren jährlichen Höhepunkt erreicht. Fasching, Fassenacht oder Karneval heißt das Konzept. In den vergangenen Wochen hat der aufmerksame Fernsehzuschauer bereits die erhöhte Helau- und Alaaf-Quote bemerkt.

Zur besten Sendezeit bemühen sich die Klassiker "Mainz bleibt Mainz, wie es singt und lacht" und der "Orden wider den tierischen Ernst", die Massen in den kollektiven Glücksrausch zu schunkeln. Und der Höhepunkt ist damit noch nicht erreicht. Am Montag, in Teilnehmerkreisen auch Rosenmontag genannt, werden die selbst ernannten "rheinischen Frohnaturen" sogar ihren Auftritt in der Tagesschau bekommen. Erwartungsgemäß wird der Sprecher aus dem Off dann wohlwollende Dinge sagen wie: "Närrisches Treiben in Köln" und "Ausgelassen feierten auch die Jecken in Düsseldorf".

Was soll das? Bei ehrlicher Betrachtung der gesellschaftlichen Gesamtsituation ist das Glas doch eher halb leer denn halb voll. Schließlich gibt es jede Menge schlechte Nachrichten. Ein Blick auf die entscheidenden Themen der kollektiven Debatte reicht aus. Das frühlingshafte Januar-Wetter war eine billige Täuschung. Mit der Rückkehr des Winters war nicht zu rechnen. Schlimmer noch: Offenbar gibt es eine Zeitverschiebung zwischen Deutschland und Südkorea. Die unweigerliche Folge: Die Olympischen Winterspiele laufen mitten in der Nacht!

Die Empörten gehen im allgemeinen Freudentaumel unter. Etwas überraschend schenkt Facebook allen Gegnern der guten Stimmung ein zartes Pflänzchen der Hoffnung. In den USA testet das Netzwerk jetzt erstmals einen Button, um Kommentare abzuwerten. Wenn die Nutzer ihn drücken, setzen sie ein prägnantes, ablehnendes Signal gegen den zuvor gesehenen Beitrag. Kommt die Innovation flächendeckend, kann das der Bewegung der Missmutigen eine neue Dynamik geben. Schlechte Laune verbreiten wäre dann ganz einfach.

Wenn also wieder Mundart-Barden mit kölscher Selbstbeweihräucherung Sendeplätze klauen, heißt es: Ab auf die Facebook-Seite der Sender und mit einem Klick abwerten. Klingt einfach, doch eine entscheidende Gefahr bleibt. Negativismus verbreiten könnte so unkompliziert werden, dass Nörgeln plötzlich sogar Spaß macht. Und das möchte ja nun wirklich niemand.

© SZ vom 10.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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