Zwischen den Zahlen:Blöd gelaufen

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Falsche Milliarden-Überweisung bei der Deutschen Bank, falsche Nachrichten von Amazons Sprachassistentin Alexa: In welcher Welt leben wir eigentlich?

Von Janis Beenen

Der Philosoph und Fußballer Andi Brehme formulierte die Problematik einst treffend: "Haste Scheiße am Fuß, haste Scheiße am Fuß!" So kommt es im Leben ständig. Eine Verkettung unglücklicher Umstände, es läuft einfach nicht. Stress in der Arbeit, nachmittags müssen die Kinder zum Sport, und dann ruft auch noch der Versicherungsvertreter an - schon ist der Hochzeitstag vergessen.

Während eine solch dramatische Ereignisabfolge daheim nur die Stimmung gefährdet, können bei einer Bank plötzlich ein paar Milliarden falsch unterwegs sein. Wie am Freitag bekannt wurde, lief es so auch 2014 bei der Deutschen Bank. Erst soll ein Mitarbeiter einen Fehler bei der Nutzung eines "Sicherheitenverwaltungssystems" gemacht haben. Dann versagte auch noch die Kontrolle, bei der eigentlich mindestens zwei Leute die Transaktion prüfen sollen. Schon waren versehentlich 21 Milliarden Euro an eine australische Bank überwiesen. Der Fehler wurde schnell erkannt, ein finanzieller Schaden entstand nicht. Peinlich ist es trotzdem. Zumal ähnliche Pannen folgten. Im Sommer 2015 hat die Bank irrtümlich sechs Milliarden Dollar an einen US-Hedgefonds überwiesen, im März dieses Jahres noch mal 28 Milliarden Euro auf ein Konto bei der Frankfurter Terminbörse Eurex. Brehme hatte eben recht.

Ähnlich blöd lief es nun bei einem Ehepaar in den USA. Amazons Sprachassistentin Alexa hat das Gespräch des Paares ohne dessen Wissen aufgezeichnet und an einen Bekannten geschickt. Wie konnte es so weit kommen? Mal wieder so eine unglückliche Verkettung. Amazon hat den Vorfall detailliert rekonstruiert. Mit dem Wort "Alexa" wird das Gerät aktiviert. Tatsächlich habe es ein ähnliches Wort in der Unterhaltung des Paares aufgeschnappt. Anschließend habe die Sprachassistentin noch den Befehl "Sende Nachricht" verstanden. Alexa habe dann "An wen?" gefragt und einen Namen aus dem Adressbuch des Ehemanns verstanden, den seines Bekannten. Daraufhin habe Alexa den Namen wiederholt und gefragt, ob er korrekt sei - und das Wort "Richtig" verstanden. Amazon nennt den Ablauf "unwahrscheinlich" und will ihn "noch unwahrscheinlicher" machen. Das Paar sprach zum Glück über wenig Brisantes: Es ging um Holzdielen.

Ohnehin sollte man sich über die Andi-Brehme-Situationen des Lebens nie zu sehr ärgern. Es könnte immer noch schlimmer kommen. Kaum auszudenken, was passiert, wenn Alexa die Überweisungen bei der Deutschen Bank übernimmt.

© SZ vom 26.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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