Zwischen den Zahlen:Blau + gelb = grün

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Vor lauter Fachdiskussionen vergessen alle, wie schön eine große Bankenfusion wäre. Aus Gelb (Commerzbank) und Blau (Deutsche) mische man ein leuchtendes Grün. Es bliebe die Farbe des Vertrauens und der Hoffnung - die Farbe der guten alten Dresdner Bank.

Von Jan Willmroth

Die ersten Wochen eines jeden Jahres verbringen Frankfurter Journalisten, öffentliche Funktionsträger und Banker mit Führungsverantwortung, Vorstände also und solche, die es werden wollen, bei familientreffenartigen Veranstaltungen. Da postiert sich dann der Chef eines Finanzkonzerns an einem Stehtisch, ein gutes Dutzend Finanzjournalisten um sich herum, die ihm an den Lippen hängen wie Enkel ihrem Großvater, auf dass sie bloß nichts verpassen. Es könnte ja jemand etwas Neues sagen zu den Plänen für eine Fusion von Commerzbank und Deutscher Bank, über die momentan in der Finanzstadt fast ausnahmslos jeder spricht.

Dieses eher absurde Vorhaben, angeblich vorangetrieben von Bundesfinanzminister Olaf Scholz und den Seinen in Berlin, die einen "nationalen Champion" im Bankensektor bauen wollen, nennen manche schon Evergreen. Alle zwei Jahre gibt es neue Spekulationen um einen Zusammenschluss der beiden größten privaten Banken in Deutschland, von denen jede ihre eigenen, mehr oder minder gewaltigen Probleme hat. Es grassiert in Berlin und Frankfurt mal wieder die Sorge, die Situation eines der beiden Häuser könnte sich eines Tages dramatisch verschlechtern, zumindest aber seien beide Banken zu schwach oder zu klein und sowieso zu vermurkst, um langfristig als stabiler Partner für die deutschen Konzerne bereitzustehen. So klingt nationale Finanzindustriepolitik à la Scholz.

Es erscheinen ständig neue Aufsätze darüber, warum eine solche Fusion ziemlicher Blödsinn wäre, denn es gibt überhaupt nur ganz wenige und noch weniger überzeugende betriebswirtschaftliche Argumente dafür. Man könnte ja, wenigstens das, langfristig viel Geld sparen, wenn man um die 30 000 Stellen abbaut, doppelte Strukturen beseitigt und dann mehr Marktanteile bei geringeren Kosten vereint. Während also in Frankfurt alle abendfüllend über das ökonomische Für und (vor allem) Wider eines solchen Vorhabens diskutieren, scheint kaum jemand die inhärente Schönheit der Idee zu sehen. Aus Gelb (Commerzbank) und Blau (Deutsche) mische man ein leuchtendes Grün, beauftrage preisgekrönte Designer, die eine neue Corporate Identity für einen neuen Champion entwerfen. Der bedauernswerte Ruf der Deutschen Bank verschwände mit ihrer beschädigten Marke und es bliebe die Farbe des Vertrauens und der Hoffnung, die Farbe des Wachstums, die Farbe der guten alten Dresdner Bank, ever green.

© SZ vom 26.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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