Es rumort im deutschen Untergrund. Es rumpelt und poltert, knarrt und schleift, stöhnt und flucht. Es wird renoviert.
Der Keller, er erlebt nach Jahrzehnten des Schattendaseins gerade ein großes Comeback. Denn wir brauchen Platz, schließlich sind jetzt fast alle fast immer daheim und der Zauber des Frühjahrs, als man sich noch über mehr gemeinsame Zeit freute, ist längst verflogen. Auf der Suche nach Raum für sich werden deshalb wieder Räume betreten, die seit Jahren keiner mehr nutzt: der Partykeller zum Beispiel. Der ist in Zeiten von Kontakt- und Ausgangsbeschränkungen, von Home-Office und Zoom-Dates so erstmal nicht zu gebrauchen. Aber da lässt sich was machen - die Baumärkte haben ja noch geöffnet.
Und was lässt sich nicht alles erreichen unter der Erde! Per Zoom, Skype oder Teams können hier Sinnkrisen bewältigt, Freundschaften gerettet, Karrieren gemacht werden. Mit seinen Videoschalten aus dem Keller hat Joe Biden, der Präsidentschaftskandidat der US-Demokraten, im Frühjahr und Sommer sogar seine Wahlkampagne angeschoben. Schenkt man den Umfragen Glauben, könnte er es von dort aus bald bis ins Oval Office geschafft haben.
So etwas gelingt aber nicht mit dem alten, womöglich selbstgezimmerten Tresen im Hintergrund. Alles will sorgsam inszeniert sein, die Kulisse muss passen, die Deko, das Licht. Auch die Kamera muss richtig platziert sein, nicht zu hoch und nicht zu tief. Und das Wlan muss um Himmels Willen stabil funktionieren. Nichts ist peinlicher, als wenn mitten im Geschäftsmeeting oder der abendlichen Rotwein-Video-Runde die Verbindung zusammenbricht.
Natürlich bedeutet so ein Umbau eine Menge Aufwand - und das meiste macht man am besten selbst. Handwerker sind schließlich in der Pandemie auch nicht leichter zu bekommen als zuvor. Aber zumindest lassen sich so die anstehenden, einsamen Wochenenden vertreiben. Und wenn dann alles fertig ist, gibt es hoffentlich auch einen Impfstoff.