Zooplus:Futter bei die Fische

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Viele Menschen haben sich in Deutschland während der Pandemie Haustiere zugelegt. (Foto: Science Photo Library/imago images)

Um den Münchner Onlinehändler Zooplus ist ein verrückter Übernahmekampf entbrannt, bekannte Finanzinvestoren bieten Milliarden. Plötzlich hoffen alle auf einen Markt, der in der Pandemie deutlich zulegt.

Von Caspar Busse, München

Das spezielle Trockenfutter für Hunde mit dem vielversprechenden Namen "Wolf of Wilderness" enthält Frischfleisch, Waldbeeren, Wurzeln und Wildkräuter, es orientiert sich damit angeblich an der ursprünglichen Ernährung des Wolfs. Einige Klicks weiter gibt es Kaninchenohren, "schonend getrocknet", das Kilo für fast 25 Euro, das ist mehr, als manche Discounter für Fleisch verlangen. Und Katzenliebhaber können Pazifik-Thunfisch ordern, "schonend im eigenen Saft gegart", für gut zehn Euro das Kilo.

Das Angebot auf der Webseite des Onlinehändlers Zooplus ist riesig, und die Geschäfte mit Tierfutter und Accessoires aller Art laufen gerade prächtig. Für 2021 plant Zooplus - nach eigenen Angaben die führende Internet-Plattform für Heimtierbedarf in Europa - einen Umsatz von mehr als zwei Milliarden Euro und Gewinne. Die Münchner Firma ist in 30 Ländern aktiv, acht Millionen Tierhalter in Europa würden regelmäßig bestellen, heißt es.

Jetzt ist ein milliardenschwerer Übernahmekampf um Zooplus entbrannt. Drei international tätige Finanzinvestoren wollen das Unternehmen, das bereits 1999 gegründet wurde, übernehmen. Die Interessenten sind nicht irgendwer: KKR, EQT und Hellman & Friedman gehören zu den bekanntesten und größten der Beteiligungsszene, sie haben es alle auf Zooplus abgesehen und führen Gespräche. Gerade erst hat Hellman & Friedman angekündigt, das Angebot nochmals nach oben zu setzen. Die Investoren aus Kalifornien wollen jetzt fast 3,3 Milliarden Euro in bar zahlen, noch mal eine halbe Milliarde Euro mehr als bisher. Zooplus erklärte, die Offerte sei damit "alternativen Angeboten überlegen". Ob das aber schon das letzte Wort ist, ist offen.

Es gibt immer mehr Haustiere, viele suchen in der Pandemie Trost

Der Heimtiermarkt ist ein Milliardengeschäft. Alle wollen von einem boomenden Markt profitieren. Der Verkauf von Tierfutter ist ausgerechnet in der Corona-Pandemie sprunghaft nach oben gegangen. Experten machen dafür vor allem drei Trends verantwortlich. So sind Haustiere in der Pandemie beliebt wie nie: Viele Menschen haben sich in Zeiten von Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen einen Hund, eine Katze oder andere Tiere zugelegt. Sie haben eventuell in der Pandemie mehr Zeit zu Hause - und suchen Trost bei den neuen Gefährten. Nach Angaben des Zentralverbands Zoologischer Fachbetriebe (ZZF) gab es 2020 alleine in Deutschland 34,9 Millionen Hunde, Katzen, Kleinsäuger und Ziervögel, ein Zuwachs von knapp einer Million im Vergleich zum Vorjahr. In fast der Hälfte aller Haushalte in Deutschland werden Heimtiere gehalten.

Gleichzeitig verkauft sich online mehr Tierfutter. Angesichts von lange geschlossenen Geschäften bestellten immer mehr Menschen im Netz und ließen sich die Produkte ins Haus liefern, davon profitieren besonders reine Onlineanbieter wie Zooplus. Drittens sind die Menschen in der Pandemie bereit, deutlich mehr Geld für ihre Haustiere auszugeben. "Der Trend geht eindeutig zu immer hochwertigeren Produkten", heißt es bei Zooplus.

Die weiteren Aussichten sind zudem gut: Der Markt für Tierbedarf soll bis 2030 nach Schätzungen auf bis zu 50 Milliarden Euro in ganz Europa anwachsen. In Deutschland gibt es neben Zooplus einen weiteren großen Anbieter: Die Fressnapf-Gruppe mit Hauptsitz in Krefeld betreibt rund 1700 stationäre Märkte in elf Ländern und hat fast 15 000 Beschäftigte. Das Unternehmen setzt jetzt auch verstärkt auf den Onlineverkauf, in Konkurrenz zu Zooplus. Auch in den USA oder Großbritannien gibt es große Anbieter, Amazon bedient den Markt ebenfalls.

Die Aktie von Zooplus ist sprunghaft nach oben gegangen

An Zooplus war anfangs lange das Münchner Medienunternehmen Burda beteiligt, 2008 erfolgte der Börsengang. Angesichts des aktuellen Interesses der Finanzinvestoren ist nun die Aktie nach oben geschnellt. Alleine am Montag legte das Papier fast zehn Prozent auf 473 Euro zu, im März 2020 lag die Aktie noch bei etwa 71 Euro. Hellman & Friedman bietet nun 460 Euro je Aktie in bar, 70 Euro mehr als bisher und sogar 58 Prozent mehr als der letzte Kurs vor dem ersten Übernahmeangebot von Mitte August.

Der Zooplus-Vorstand um Gründer Cornelius Patt stellte sich erneut hinter Hellman & Friedman. Man werde den Aktionären das Übernahmeangebot empfehlen. "Dadurch können wir zeigen, was wir draufhaben", sagte Firmenchef Patt Mitte August. Mithilfe der neuen Investoren soll in Eigenmarken, Technologie, Marketing und Logistik investiert werden. Zooplus soll von der Börse genommen werden.

Auch die bisherigen Zooplus-Investoren würden von einer Übernahme profitieren, darunter sind viel Finanzinvestoren. Beteiligt ist auch die Maxburg Beteiligungen, hinter der Geld der RAG-Stiftung steht, die sich um die Abwicklung des deutschen Steinkohlebergbaus kümmert. Sie hofft auf einen deutlichen Gewinn mit dem Zooplus-Engagement: Als die Stiftung vor sieben Jahren einstieg, lag die Zooplus-Aktie erst bei rund 50 Euro.

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