Zahl der Arbeitslosen:Es ist ein Aufschwüngchen

Lesezeit: 1 min

Entspannung ja, aber keine Euphorie: Die Zahl der Arbeitslosen ist auch im August zurückgegangen. Aber reicht das für Brüderles Ziel der Vollbeschäftigung?

Vollmundig hatte der liberale Wirtschaftsminister Rainer Brüderle vor vier Wochen das V-Wort in den Mund genommen. V wie Vollbeschäftigung. Aber ist das realistisch? Im August ist die Arbeitslosenzahl in Deutschland nur geringfügig um 4000 auf 3,19 Millionen gesunken. Wie die Nürnberger Bundesagentur für Arbeit (BA) mitteilte, bedeutet dies im Vergleich zum August des Vorjahres einen deutlichen Rückgang um 283.000. Die Arbeitslosenquote blieb mit 7,6 Prozent im Vergleich zum Juli unverändert.

Die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland ist im August leicht um 4000 auf 3,188 Millionen gesunken. (Foto: dpa)

Der stellvertretende BA-Chef Heinrich Alt sagte, die gute konjunkturelle Entwicklung habe die Situation am Arbeitsmarkt weiter verbessert. "Die wesentlichen Indikatoren entwickeln sich in die richtige Richtung." So nahm die Nachfrage nach neuen Mitarbeitern weiter zu, die Kurzarbeit verliere weiter an Bedeutung.

Im Juni arbeiteten noch etwa 406.000 Beschäftigte aus konjunkturellen Gründen kurz - 82.000 weniger als im vorigen Monat. Unter Herausrechnung jahreszeitlicher Faktoren setzte sich der Rückgang der Arbeitslosigkeit fort. Saisonbereinigt verzeichnete die BA eine Abnahme um 17.000 Arbeitslose. Banken-Volkswirte hatten saisonbereinigt ein Minus von 20.000 Erwerbslosen erwartet.

Analysten zeigten sich erfreut ob der positiven Zahlen. Jens-Oliver Niklasch von der LBBW sagte: "Wir sind positiv überrascht von der Entwicklung am Arbeitsmarkt. In den USA wird es keinen Double-Dip geben, aber natürlich rechnen wir mit einer Wachstumsabschwächung in Deutschland für das zweite Halbjahr." Das werde den deutschen Arbeitsmarkt allerdings weitgehend unberührt lassen. Die Zahl der Kurzarbeiter werde sich in den kommenden Monaten vermutlich weiter reduzieren. Für 2011 werde dann ein moderates Wachstum in Deutschland erwartet.

Kurzarbeit verliert an Bedeutung

Eckart Tuchtfeld von der Commerzbank sagte: "Der Arbeitsmarkt ist stabil, auch wenn die Kurzarbeit an Bedeutung verliert." Grund sei die starke Konjunktur. Tuchtfeld: "Die Unternehmen sind in immer größerem Stil bereit, nicht nur die Arbeitszeit wieder hochzufahren, sondern auch neues Personal einzustellen. Das macht sich jetzt am Arbeitsmarkt positiv bemerkbar und wird die Tendenz in der Zukunft bestimmen." Allerdings werde die Wirtschaft ihr hohes Wachstum nicht halten können, sagte der Banker. Das Tempo werde sich im Herbst und im kommenden Jahr verlangsamen.

© DAPD/AFP/Reuters/mel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: