Wolfsburg:Investor: VW soll Stellen streichen

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Der Kampf zwischen dem Hedgefonds TCI und dem Wolfsburger Autokonzern geht in die nächste Runde. Nun verlangt der Investor, dass Volkswagen 30 000 Jobs kürzt, um Milliarden zu sparen.

Brisanter Wortwechsel zwischen London und Wolfsburg: Der britische Hedgefonds TCI fordert von Volkswagen, bis zu 30 000 Arbeitsplätze abzubauen. Der Automobilkonzern könne allein durch die Nichtbesetzung freiwerdender Stellen bis zu drei Milliarden Euro einsparen, erklärte TCI-Partner Ben Walker der Nachrichtenagentur Reuters. Dabei unterstellt TCI allerdings ein Jahresgehalt von 100 000 Euro, was ein durchschnittlicher VW-Arbeiter bei Weitem nicht erreicht. Bereits vor eineinhalb Wochen hatte TCI-Gründer Chris Hohn angeprangert, dass VW zu unflexibel sei. Er kritisierte insbesondere die hohen Arbeitskosten und verlangte Reformen. Mit seiner Kritik will Hohn erreichen, dass Europas größter Autobauer mehr Geld an seine Aktionäre ausschüttet. In der Zwischenzeit hatte TCI in einem Schreiben aus Wolfsburg Antwort auf die Kritik erhalten. Was darin stand, las sich zumindest wie ein teilweises Eingeständnis. "Volkswagen kann und sollte das profitabelste Unternehmen in der Autowelt sein", schrieb Finanzvorstand Frank Witter an den Hedgefonds. Man werde beweisen, dass der Konzern weit mehr als nur die Summe seiner zwölf Marken sei. Dies sei das Unternehmen sowohl den Aktionären als auch Kunden und Beschäftigten schuldig. TCI-Partner Walker begrüßte diese Worte nun zwar, forderte aber weitere radikale Maßnahmen, um die Produktivität im Konzern zu steigern. Das Land Niedersachsen als drittgrößter Aktionär und die Gewerkschaften müssten "anerkennen, dass ein erfolgreiches Automobilunternehmen auf Dauer nicht mit Renditen von zwei Prozent überleben kann", sagte Walker.

"Volkswagen kann und sollte das profitabelste Unternehmen in der Autowelt sein."

Inzwischen üben auch andere Investoren Kritik am Konzern. "VW verhält sich nicht wie eine Aktiengesellschaft, sondern wie ein familiengeführtes Unternehmen", kritisierte ein Großaktionär im Gespräch mit Reuters. Er monierte, dass die Mehrheit der stimmberechtigten Stammaktien bei den Familien Porsche und Piech und dem Land Niedersachen liegt. Andere Investoren, die vor allem Vorzugsaktien haben, könnten deshalb nur zusehen und warten. VW-Finanzmann Witter bekräftigte in seinem Schreiben an TCI, dass Konzernchef Matthias Müller noch vor der Sommerpause seine neue Strategie bis 2025 präsentieren werde. Kurz danach wolle man deren finanzielle Auswirkungen analysieren, kündigte er an. Auch bei der Kritik an den Managerboni ging VW in seinem Schreiben ein. Das derzeitige Vergütungssystem müsse geändert werden, dies werde Teil der neuen Strategie sein. In dem zweiseitigen Papier wies Witter auf erste Erfolge von Markenchef Herbert Diess bei der Senkung der Kosten und der Neuausrichtung von VW hin. Oberste Priorität habe für ihn, die Leistungsfähigkeit der Marke zu steigern. Witter hob dabei die von Diess eingeführte Neuordnung von Entwicklung, Produktion und Vertrieb entlang den Baureihen hervor. Dabei flössen die besten Ideen der Konzerntochter Porsche ein, die in punkto Profitabilität als Vorbild gilt. Zusammen mit dem stärkeren Gewicht der Regionen bei wichtigen Entscheidungen erhoffe sich der Konzern davon in nächster Zeit eine deutlich höhere Effizienz.

© SZ vom 19.05.2016 / Reuters - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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