Wohnen:Teuer ist relativ

Wohnen in Großstädten ist günstiger geworden, heißt es in einer Studie - allerdings betrifft das nur Gutverdienende.

Von Lea Hampel, München

Wohnen ist in deutschen Großstädten in den vergangenen fünf Jahren günstiger geworden. Auch wenn es angesichts regelmäßig auftauchender Preisrekorde für Luxusimmobilien anders scheinen mag: Die eigenen vier Wände sind, gleich ob gemietet oder gekauft, günstiger als noch im Jahr 2010. Das zeigt das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in einer Studie. Der nur bedingt raffinierte Clou hinter der These: Die Studie setzt die Wohn-ausgaben ins Verhältnis.

Für ihre Ergebnisse präsentieren die Forscher mehrere Gründe: Zum einen sei die Kaufkraft im untersuchten Zeitraum stärker gestiegen als die durchschnittliche Nettokaltmiete. Zum anderen werde das Kaufen einer Immobilie durch die niedrigen Zinsen günstiger. Dies habe auch dazu geführt, dass Kaufen inzwischen "deutlich günstiger" als Mieten sei. Besonders in Hamburg, Berlin und Frankfurt lohne es sich.

Was wie eine gute Nachricht klingt, hat auch negative Aspekte. Im Vergleich zu ländlichen Regionen ist es nach wie vor wesentlich teurer, in Großstädten zu wohnen. Außerdem: Eine im Verhältnis zu Mieten und Immobilienpreisen verbesserte Kaufkraft haben vor allem Menschen mit durchschnittlichen und höheren Einkommen. Gering- oder gar Nichtverdiener leiden dagegen unter dem dennoch vorhandenen absoluten Anstieg der Wohnkosten. "Studenten, Auszubildende und Arbeitssuchende werden durch die Wohnkosten stärker belastet als früher", sagt Michael Voigtländer, Immobilienexperte des IW. Für sie sei auch der Kauf einer Immobilie weiter eine schwierige Angelegenheit - weshalb die IW-Forscher gleich einen Vorschlag zur Güte machen: "Wenn die Politik auch Geringverdienern den Wohnungskauf ermöglichen will, muss sie über staatlich garantierte Kredite nachdenken", sagt Vogtländer.

© SZ vom 30.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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