Wohnen im Alter:Neue Freiheit für die Generation 60 Plus

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Jahrelang hieß die Formel: Jung und Alt sollen miteinander wohnen. Stadtplaner Joachim Reinig vertritt dagegen die Meinung, dass Mehrgenerationsprojekte Auslaufmodelle sind.

Der Hamburger Stadtplaner Joachim Reinig empfiehlt dem Senat, Flächen für gemeinsames Wohnen im Alter bereit zu stellen und entsprechende Projekte zu fördern. "Immer mehr ältere Menschen interessieren sich für neue Wohnformen. Diesem Bedarf muss die Stadtplanung möglichst schnell Rechnung tragen", sagte der 56- jährige Architekt in einem dpa-Gespräch. Das Bild vom Alter, von den Alten verändere sich. "Früher haben die Menschen mit dem Eintritt ins Rentenalter meist ein reduziertes Leben bis zum Tode geführt. Wer heute aus dem Erwerbsleben ausscheidet, hat in der Regel noch viele gute, aktive Jahre vor sich", meinte Reinig.

Die Menschen der Generation 60 Plus interessierten sich sehr für ein Leben mit gemeinschaftlichen Elementen. Seminare zu dem Thema seien restlos überfüllt. Dabei gehe es oft darum, wie viel Gemeinschaftlichkeit von älteren Menschen gewünscht sei, ohne Selbstbestimmung und Eigenverantwortlichkeit aufgeben zu müssen.

"Schon mit 50 machen sich heute viele Gedanken darüber, wie sie die nächsten 20 Jahre gestalten wollen", sagte Reinig. Dabei spiele vor allem die aktive, begleitende Nachbarschaft eine Rolle, Entwicklungen von Aktivitäten, die übers Wohnen hinausgehen. "Dazu braucht man Gleichgesinnte", betonte Reinig, dessen Tätigkeitsschwerpunkt seit Jahrzehnten neue Wohnformen und Baugeneimschaften für Jung und Alt sind. Mehrgenerationsprojekte sind nach seiner Ansicht allerdings "eher ein Auslaufmodell", die sich in der Praxis nur selten bewährt hätten.

"Alte Menschen haben andere Bedürfnisse als Junge", meinte der 56- Jährige. Dazu gehöre vielleicht auch etwas mehr Luxus, wie ein Whirlpool oder ein Schwimmbad im Haus, ein Meditationsraum oder eine gut ausgestattete Holzwerkstatt. Das alles könne man sich gemeinsam eher leisten als allein.

Auch ein Theater- oder Kinobesuch mache zusammen einfach mehr Spaß. "Für die neue Freiheit nach Beruf und Familie braucht man Partner". Wichtig ist für Reinig auch die Möglichkeit von "Tauschgeschäften". Der eine koche gern Marmelade oder Italienisch, der andere könne Stühle reparieren oder eine Web-Site gestalten.

"Betreutes Wohnen ist sehr teuer. Selbstbestimmtes Wohnen kommt nicht nur den neuen Alten, sondern auch dem Staat zugute", sagte der Stadtplaner.

© dpa - Maja Abu Saman - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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