Wohnen:Endlich Exhibitionist

Der Deutsche mag Distanz. Da erstaunt doch das Ergebis einer Umfrage über die Wohnträume der Bürger.

Von Angelika Slavik

Der Mensch, zumal der deutsche, gilt bisweilen als ein wenig, nun ja, steif. Wer aus südlicheren Ländern nach Deutschland kommt, muss sich mitunter erst daran gewöhnen, dass man hierzulande nicht nur Regeln, Ordnung und Disziplin mit Leidenschaft zu verteidigen weiß, sondern auch ein gerüttelt Maß an Distanz. Noch um das kleinste Vorgärtchen pflanzt man hier eine Hecke. Ist ja auch sinnvoll: Dann latscht einem keiner über den sündteuren Rollrasen, und es sieht auch niemand, wenn man den Sonntagmorgen zufällig mit einem Konter-Bier von Aldi starten möchte, weil der Samstag vielleicht ein bisschen, sagen wir, anstrengend war. Da überrascht es doch ein wenig, wenn man liest, was nun eine repräsentative Studie des Hamburger Immobilienbüros Dahler & Company ergeben hat. Dafür wurden Menschen befragt, wie und wo sie denn am liebsten wohnen würden und welche Ausstattung ihr neues Domizil im Idealfall haben sollte. Neben einem Fenster im Badezimmer und ausreichend Stauraum träumen die Deutschen demnach vor allem von, Trommelwirbel bitte, bodentiefen Fenstern. 35 Prozent sehnen sich danach. Ist das die neue deutsche Offenheit? Denn das bodentiefe Fenster, so viel ist klar, verändert das Verhältnis zu den Nachbarn für immer. Die Entchen-Unterhose aus Nummer 7c, das neue Sofa in 8e, der bodenbedeckende Haufen ungeordneter Steuerbelege bei 8f - da ist man einander doch gleich viel näher.

© SZ vom 25.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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