Wirtschaftskrise in Spanien:Hanf statt Oliven

Lesezeit: 1 min

Kreativ in der Krise: Ein klammes Dorf im Nordosten Spaniens will Land an Kiffer aus Barcelona verpachten, um die öffentlichen Kassen zu füllen. Der Drogenanbau schafft Arbeitsplätze und bringt hohe Einnahmen - nur die spanische Polizei hat Bedenken.

Einige Ökonomen wie der US-amerikanische Nobelpreisträger Gary Becker, 81, hatten schon immer die Idee, der Staat könne durch Drogen ganz viel Geld erlösen. Zum Beispiel, indem sie legalisiert und mit hohen Steuern belegt werden, so wie das bei den legalen Drogen Alkohol und Tabak bereits lange der Fall ist.

Mit Cannabis aus der Krise - die Bewohner eines spanischen Dorfes wollen Land an Kiffer verpachten - und so Schulden abbauen. (Foto: dpa)

Mit der hohen Schule der Monetaristen, der Becker angehört, können die Bewohner des spanischen Dorfs Rasquera wenig anfangen. Doch sie haben ganz viel Bewusstsein dafür entwickelt, wie sie die öffentlichen Finanzen dank einer offiziell verbotenen weichen Droge aufbessern können - mit Cannabis.

In einem Referendum votierten jetzt 57 Prozent der Bürger Rasqueras dafür, sieben Hektar Land der Kommune für den Anbau von indischem Hanf, also von Cannabis, gegen extrem viel Geld an Leute aus Barcelona zu verpachten, an den Verein für den privaten Verbrauch von Cannabis. Dieser umstrittene Klub der Kiffer hat 5000 Mitglieder; die wollen auf den Feldern von Rasquera im Nordosten Spaniens ihren Nachschub an Haschisch für den "privaten Konsum" anbauen.

Bisher lebt der kleine Ort vom Anbau von Wein und Oliven. Aber da gibt es 1,3 Millionen Euro Schulden im Gemeindeetat, und da kommt das Angebot der Hasch-Freunde gerade recht. Sie wollen eine Pacht zahlen, die um mehr als das Zehnfache über dem Marktüblichen liegt, erklärt der Gemeinderat des Dorfs. Vier Jobs könnten geschaffen werden, da die Hanfpflänzchen ja gehegt, gepflegt und abgeerntet werden müssen. Also plädiert der Gemeinderat für dieses Pachtgeschäft.

Nur die spanische Polizei hat Bedenken. Seit dem vorigen Jahr werde, so teilt sie mit, gegen den Kiffer-Verein wegen des Verdachts des illegalen Drogenhandels ermittelt.

© SZ vom 12.04.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: