Wirtschaft kompakt:Viel Geld von der großen Tochter

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Porsche bestreitet, vor der Insolvenz zu stehen und hat sich 700 Millionen Euro von VW geliehen. Märklin hat gute Chancen, gesund aus der Insolvenz zu kommen.

Porsche und das liebe Geld: Der Sportwagenkonzern bestreitet derzeit energisch, nicht mehr flüssig zu sein. "Porsche steht nicht vor einer Insolvenz, auch wenn das immer wieder behauptet wird", sagte ein Sprecher. Er bestätigte jedoch, dass Porsche von seiner Tochter Volkswagen im März ein Darlehen über 700 Millionen Euro erhalten hat. "Der Kredit hat eine Laufzeit bis Ende September."

Porsche braucht dringend Geld, 700 Millionen Euro hat sich der Konzern bereits vom Tochterunternehmen Volkswagen geliehen. (Foto: Foto: dpa)

Porsche verhandele derzeit noch mit mehreren Banken, darunter der staatlichen KfW, über eine Kreditsumme von 1,75 Milliarden Euro zur Finanzierung des laufenden Geschäfts. Eine Frist für die Verhandlungen sei nicht vereinbart worden. Die Sondierungsgespräche mit VW über eine mögliche Zusammenlegung der Geschäfte liefen derzeit auf Vorstandsebene, fügte der Sprecher hinzu. Einen Zeitplan für die Gespräche sei nicht vereinbart. Porsche hatte bislang angestrebt, Eckpunkte für eine Zusammenlegung von VW und Porsche zu einem Konzern bis Anfang Juni festzuzurren.

Im Umfeld von VW hieß es, dass bis Mitte Juni eine grundsätzliche Einigung angestrebt werde. Der Ball liege bei Porsche, VW habe keinerlei Zeitdruck. Voraussetzung für ein positives Vorankommen sei, dass Porsche die Karten auf den Tisch lege.

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Sieben Interessenten für Märklin

Der 150 Jahre alte Modellbahnhersteller Märklin hat gute Chancen, die Insolvenz zu überstehen. Insolvenzverwalter Michael Pluta sagte in Göppingen nach einer Gläubigerversammlung, es gebe sieben Investoren, die Interesse an dem Unternehmen hätten. Ein möglicher Käufer müsse rund 100 Millionen Euro aufbringen und langfristiges Interesse haben.

"Wir führen die Firma so, dass wir nicht unter Zeitdruck kommen." Pluta wurde von der Gläubigerversammlung in seinem Amt bestätigt. Pluta sagte, er suche einen Investor, der nicht nach drei bis vier Jahren wieder aussteige. "Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir verkaufen können." Sein Sanierungskonzept sieht den Angaben zufolge vor, dass der Verlust in diesem Jahr auf annähernd Null reduziert werden soll. Es werde ein Umsatz von 120 Millionen Euro angestrebt.

Für das Jahr 2010 peilt der Insolvenzverwalter bei dem Modellbahnhersteller einen Gewinn von 2,5 Millionen Euro an. Pluta sagte, für die Fortführung des Traditionsunternehmen habe er eine Planrechnung und ein Organigramm erstellt. "Wir sind derzeit im Plan."

Die entsprechenden Gespräche mit potenziellen Interessenten würden bereits laufen, sagte eine Sprecherin von Pluta auf Nachfrage. Im Spätsommer könnten sie dann abgeschlossen sein. Einzelheiten zu den Interessenten wurden nicht bekannt. In Stammwerk im schwäbischen Göppingen und im ungarischen Werk in Györ wurden bereits Stellen abgebaut und der Standort in Nürnberg geschlossen.

Staatliche Unterstützung bei der Sanierung des Unternehmens lehnte Pluta ab. "Wir brauchen die Politik nicht. Wir sollten unsere Probleme lieber mit Bordmitteln lösen." Bislang haben 609 Gläubiger Forderungen in Höhe von 110 Millionen Euro angemeldet. Die Kreissparkasse Göppingen und die Landesbank Baden-Württemberg und ein Pensions-Sicherungs-Verein zählen zu den Hauptgläubigern. Das Traditionsunternehmen Märklin war 2006 von den Investoren Kingsbridge Capital und Goldman Sachs übernommen worden und hatte am 4. Februar dieses Jahres Insolvenz angemeldet.

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Discounter passt nicht ins Portfolio

Die Textildiscounter-Kette NKD mit ihren mehr als 1200 Filialen in Deutschland, Österreich und Italien soll verkauft werden. Potenzielle Investoren hätten bereits Interesse angemeldet, sagte eine Sprecherin der Daun & Cie Aktiengesellschaft im niedersächsischen Rastede (Kreis Ammerland), zu der NKD seit 2003 gehört,

Die NKD Vertriebs GmbH, die ihren Sitz im oberfränkischen Bindlach hat, müsse keine Umstrukturierungen befürchten. Das vergangene Geschäftsjahr sei erfolgreich gewesen, und das Unternehmen sei trotz Krise robust. Zu möglichen Investoren, Kaufbeträgen oder Veränderungen bei NKD wollten beide Unternehmen keine Angaben machen.

In den Geschäften der 1962 gegründeten Firma werden vor allem preiswerte Kleidung, Unterwäsche und Accessoires verkauft. Weltweit beschäftigt NKD 5800 Mitarbeiter. Daun will die Kette nach eigenen Angaben verkaufen, weil sie nicht in das Firmen-Portfolio passt.

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Infineon-Chef tritt ab

Der umstrittene Infineon-Aufsichtsratschef Max Dietrich Kley will den gebeutelten Halbleiterkonzern in einem Dreivierteljahr verlassen. Er werde sich bei der Hauptversammlung im Februar 2010 nicht zur Wiederwahl stellen, sagte Kley der Tageszeitung Die Welt. Zudem werde der Aufsichtsrat auf zwölf von bisher 16 Mitglieder verkleinert.

Bei der vergangenen Hauptversammlung hatten die unzufriedenen Aktionäre Kley lediglich mit 50,03 Prozent das Vertrauen ausgesprochen. Der mit tiefroten Zahlen kämpfende Konzern hat angesichts der Branchenkrise frühere Hoffnungen auf Zusammenschlüsse aufgegeben.

"Das sehen wir momentan nicht mehr", sagte Kley und verwies auf die Geschäftseinbrüche und hohen Schulden anderer Halbleiterunternehmen. "Jeder schaut, dass er sein Geld in der Kasse hält. Wir auch", fügte Vorstandschef Peter Bauer hinzu. Den Mitarbeitern müsse er aber wahrscheinlich keine weiteren Opfer abverlangen. "Ich glaube, dass wir im März bei unserem Umsatz den Boden erreicht haben", bekräftigte Bauer. "Im laufenden Quartal können wir sogar leicht wachsen, zehn Prozent sind möglich."

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