Wirtschaft kompakt:Post: Zurück auf Start

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Nach massiver Kritik tragen Briefträger wieder an allen Werktagen aus. Außerdem: Die Erzeugerpreise purzeln, doch Deflation droht deswegen wohl nicht.

Nach vorübergehenden Einschränkungen in der Montags-Zustellung wird die Deutsche Post ab Ende August ihre Briefboten wieder wie gewohnt losschicken.

Briefträger der Deutschen Post: Schon bald sind sie wieder regulär unterwegs. (Foto: Foto: AP)

Das sagte ein Post-Sprecher. Die Einschränkungen in den üblicherweise schwachen Sommermonaten Juli und August seien ein aus Kostengründen vorgenommener Test, der noch ausgewertet werden müsse.

Am kommenden Wochenende sei es das letzte Mal, dass in weniger Briefzentren gearbeitet werde und die Zustellung sich dadurch noch einmal verzögere. Dann werde der Betrieb wieder wie üblich aufgenommen.

Das verbrauchernahe Postkundenforum hatte auf Beschwerden von Kunden verwiesen, die montags immer öfter vergeblich auf Post warten würden und die Aktion der Post kritisiert.

Die Post hatte die Leistungseinschränkung mit dem geringeren Briefaufkommen während der Ferienmonate begründet. "Es geht darum, die Produktionskapazität dem Briefaufkommen anzupassen", hatte eine Sprecherin der Berliner Zeitung gesagt. Dieses sinke im Juli und August auf etwa 80 Prozent des Jahresniveaus.

Katar übernimmt von Porsche auch 50 Prozent der VW-Vorzüge

Der Stuttgarter Sportwagenhersteller Porsche hat einem Pressebericht zufolge weit mehr Optionen auf VW-Aktien gehalten als bislang bekannt. Die Stuttgarter hätten dem Golf-Emirat Katar auch Optionen auf 50 Prozent der stimmrechtslosen Vorzugsaktien verkauft, berichtet das Manager Magazin aus Finanzkreisen.

Bereits bekannt war, dass Katar Porsche Optionen auf 17 Prozent der VW-Stammaktien übernimmt.

Porsche und Katar hatten in der vergangenen Woche mitgeteilt, das Emirat werde dem Autobauer fast die kompletten VW-Optionen abkaufen.

Von den Vorzugsaktien war allerdings nicht die Rede gewesen, berichtet das Magazin weiter. Zusätzlich erhält Katar auch noch zehn Prozent der Stammaktien an der Dachgesellschaft Porsche SE. Für das Gesamtpaket zahlt das Emirat gut sieben Milliarden Euro.

Die Porsche SE hält derzeit knapp 51 Prozent der Volkswagen-Stammaktien. Über komplexe Optionsgeschäfte hatte sich der Sportwagenbauer weitere gut 20 Prozent der Volkswagen-Stämme und 50 Prozent der Vorzugsaktien gesichert, schreibt das Manager Magazin weiter.

Insgesamt liefen vor dem Verkauf inklusive der Lasten aus den Optionsgeschäften Verpflichtungen in Höhe von etwa 23 Milliarden Euro auf. Aufgrund der Überschuldung des Unternehmens mussten Porsche-Chef Wendelin Wiedeking und sein Finanzvorstand Holger Härter ihren Hut nehmen. Porsche soll nun schrittweise in den VW-Konzern integriert werden.

Bußgeld gegen Lidl

Wegen der unzulässigen Aufzeichnung von Krankheitsdaten von Beschäftigten hat die nordrhein-westfälische Datenschutzbeauftragte Bettina Sokol ein Bußgeld von 36.000 Euro gegen den Discounter Lidl verhängt.

"Das Ausforschen und systematische Erfassen von Krankendaten hat mit Fürsorgepflichten des Arbeitgebers nichts mehr zu tun", erklärte Roland Schlapka, der Ständige Vertreter der Datenschutzbeauftragten, am Mittwoch in Düsseldorf klar.

Ausgelöst wurde das Verfahren durch einen Bericht des Magazins Spiegel. Eine Bochumerin hatte zufällig in einem Mülleimer einer Autowaschstraße Papiere und Formulare mit Daten über Lidl-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter gefunden und dem Magazin zugeleitet.

Im Zuge der Überprüfungen sei festgestellt worden, dass zumindest in vier Lidl-Filialen in Nordrhein-Westfalen Formulare im Einsatz gewesen seien, mit denen teilweise ohne Wissen der Beschäftigten Daten über ihre Erkrankungen festgehalten worden seien. Dabei sei mehrfach grob gegen Datenschutzrecht verstoßen, berichtete die Behörde.

Rekordrückgang bei deutschen Erzeugerpreisen

Die Erzeugerpreise in Deutschland sind im Juli so stark gesunken wie nie zuvor. Grund dafür war der niedrigere Ölpreis sowie die schwache Nachfrage infolge der Wirtschaftskrise, die viele Unternehmen zu Preissenkungen zwang.

Auf Jahressicht gingen die Erzeugerpreise im Juli um 7,8 Prozent zurück - das war der stärkste bislang gemessene Einbruch im Jahresvergleich seit Beginn der Statistik im Jahr 1949, meldete das Statistische Bundesamt am Mittwoch in Wiesbaden.

Die Preise hatten damit wieder das Niveau vom Mai 2007 erreicht. Im Monatsvergleich sanken die Preise um 1,5 Prozent.

Die Erzeugerpreise sind die Preise, die Produzenten für ihre Produkte verlangen. Ihre Entwicklung ist ein Indikator für die Inflationsrate, weil die Händler Preisveränderungen mit einiger Verzögerung an die Verbraucher weitergeben.

Trotz dieser Entwicklung rechnen Experten nicht mit einer gefährlichen Spirale aus sinkenden Preisen und Kaufzurückhaltung bei den Verbrauchern (Deflation), die die Wirtschaft in die Tiefe reißen könnte.

"Wir glauben nicht, dass dies der Beginn einer Deflation ist", schrieben die Volkswirte der Großbank Unicredit. Zwar hätten die Firmen in den vergangenen Monaten wegen der Flaute die Preise senken müssen, doch inzwischen seien die Aufträge wieder angezogen und die Unternehmen hätten Spielraum für Preiserhöhungen. In den nächsten Monaten dürfte die Inflationsrate daher nicht mehr so stark sinken.

HP-Zahlen leicht über Prognosen

Der US-Computer- und Druckerhersteller Hewlett-Packard (HP) hat mit seinen Zahlen zum dritten Geschäftsquartal 2008/09 die Markterwartungen leicht übertroffen und sieht eine Stabilisierung des Geschäfts.

Bei moderat gesunkenen Umsätzen verdiente HP etwas mehr als im Vorjahr und konkretisierte zugleich seine Prognosen für das am 31. Oktober endende Gesamtjahr.

Auch hier überraschte der im Leitindex Dow Jones notierte Konzern die meisten Analysten positiv. "Für das Gesamtjahr erwartet HP Umsatz und Ergebnisse in mittlerer Höhe der Ausblicksspanne, die am 19. Mai 2009 gegeben wurde", teilte HP mit.

Firmen betrügen beim Kurzarbeitergeld

Die Bundesagentur für Arbeit (BA) geht davon aus, dass etwa 100 Firmen beim Kurzarbeitergeld betrogen haben.

In 59 Fällen seien bereits Staatsanwaltschaften oder das Hauptzollamt eingeschaltet worden, sagte eine BA-Sprecherin der Frankfurter Rundschau. Für Kurzarbeit angemeldete Arbeitnehmer würden "ausstempeln" und trotzdem weiter arbeiten, vermutet die Bundesagentur. Den dadurch entstandenen Schaden bezifferte ein BA-Sprecher auf 1,2 bis 1,3 Millionen Euro.

Für Baden-Württemberg nannte ein Sprecher der dortigen BA-Regionaldirektion 31 Missbrauch-Verdachtsfälle. Für Ende September oder Anfang Oktober seien im Südwesten deshalb Sonderprüfungen geplant. Behördenmitarbeiter gingen in Betriebe, um Hinweisen auf Missbrauch nachzugehen.

Ähnliche Pläne gebe es in anderen Bundesländern. Insgesamt gab es laut BA im März in rund 36.000 Unternehmen Kurzarbeit.

Arcandor-Insolvenzverfahren sollen September starten

Der vorläufige Arcandor-Verwalter Klaus Hubert Görg strebt eine Eröffnung der Insolvenzverfahren für den 1. September an.

In der kommenden Woche würden dem Insolvenzgericht die Einzelgutachten der betroffenen Gesellschaften vorlegt, teilte Görgs Sprecher Thomas Schulz am Mittwoch mit.

Insgesamt waren 51 Insolvenzanträge bei den Gerichten gestellt worden. Darunter befinden sich die Holding Arcandor AG und deren wichtigste Töchter Karstadt Warenhaus AG und die Dachgesellschaft für den Versandhandel Primondo AG mit ihrem Kernstück Quelle AG.

Den bisherigen Plänen nach sollen die Warenhaus- und Versandhandelstöchter saniert werden. Allein bei Primondo würden dabei rund 4000 Stellen gestrichen. Im Kaufhausgeschäft kommt der Fortbestand von 19 der insgesamt 126 Waren- und Sporthäuser auf den Prüfstand.

Für beide Töchter werden Partner gesucht. Die Dachgesellschaft Arcandor soll aufgelöst werden. Anfang November sollen dann den Gläubigerversammlungen die weitergehenden Pläne zur Abstimmung vorgelegt werden.

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