Wirtschaft kompakt:Geldsegen von BenQ

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Die Insolvenzmasse des Handyherstellers BenQ erweist sich als überraschend ergiebig. Außerdem: Die Arbeitslosigkeit sinkt erneut. Das Wichtigste in Kürze.

Ex-Mitarbeiter, Lieferanten und Kreditgeber des insolventen Handyherstellers BenQ Mobile erhalten den größten Teil ihrer Forderungen bezahlt. Nach einer Einigung mit dem früheren Taiwaner Mutterkonzern stünden neuerdings über 400 Millionen Euro zur Verfügung, sagte Insolvenzverwalter Martin Prager.

Die letzten Lichter sind bei BenQ schon lange ausgegangen. Doch jetzt fließt aus der Insolvenzmasse des früheren Handyherstellers noch viel Geld. (Foto: dpa)

Insgesamt bekämen die Gläubiger, darunter mehr als 3000 frühere Mitarbeiter, insgesamt mindestens 70 Prozent dessen, was ihnen jeweils die frühere Siemens-Handysparte noch schuldete. "Das ist in der Tat eine ausgesprochen gute Quote", sagte Prager.

Neben den Mitarbeitern können auch Lieferanten wie Balda, Infineon, der Kreditversicherer Euler Hermes oder Pensionssicherungsfonds Mitte 2011 einen Geldsegen des Insolvenzverwalters erwarten.

Der frühere Taiwaner BenQ-Konzern, der heute unter Qisda firmiert, bekommt gemäß der Einigung über den gegenseitigen Forderungsverzicht nichts. Insgesamt war BenQ Mobile 1,3 Milliarden Euro an Forderungen schuldig geblieben. In der Regel können Gläubiger Forderungen gegenüber einer Pleitefirma fast vollständig in den Wind schreiben. Allenfalls Geldhäuser holen sich vorrangig vor allen anderen noch nennenswerte Beträge.

Im Fall BenQ war dies angesichts nicht vorhandener Bankschulden anders. "Wir hatten keinerlei bevorzugte Kreditinstitute und daher relativ viel freies Vermögen", erklärte Prager. Banken hatten seinerzeit Kredite an das verlustreiche Unternehmen gescheut.

BenQ Mobile war 2006 ein Jahr nach dem Verkauf durch Siemens an die Taiwaner pleitegegangen, nachdem die Asiaten den Geldhahn zugedreht hatten.

Der Aufschwung am deutschen Arbeitsmarkt hat sich im November fortgesetzt. Die Zahl der Arbeitslosen sank auf 2,931 Millionen - das waren 14.000 weniger als im Vormonat und 284.000 weniger als ein Jahr zuvor, teilte die Bundesagentur für Arbeit (BA) mit.

Von Reuters befragte Experten hatten einen etwas stärkeren Rückgang auf 2,92 Millionen vorhergesagt. Im Oktober war die Erwerbslosenzahl zum ersten Mal seit rund zwei Jahren unter die Marke von drei Millionen gesunken. "Der Arbeitsmarkt profitiert von der guten Konjunktur", sagte BA-Chef Frank-Jürgen Weise. "Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung und die Erwerbstätigkeit nehmen erneut deutlich zu und auch die Nachfrage nach Arbeitskräften steigt."

Die um jahreszeitlich bedingte Schwankungen bereinigte Arbeitslosenzahl ging um 9000 zurück. Hier hatten Experten ein Minus von 20.000 erwartet. Die Arbeitslosenquote verharrte bei 7,0 Prozent.

Für eine Fortsetzung des positiven Trends spricht die kräftig wachsende Wirtschaft. Die EU-Kommission traut ihr 2011 ein Plus von 2,2 Prozent zu, nach 3,7 Prozent in diesem Jahr. Mit dem Ifo-Geschäftsklimaindex hat das wichtigste deutsche Konjunkturbarometer im November den höchsten Stand seit der Wiedervereinigung erreicht. Für 2011 hält die Bundesagentur einen Rückgang der Arbeitslosigkeit auf bis zu 2,7 Millionen für möglich.

Zugleich erreichte die Zahl der Beschäftigten in Deutschland im Oktober einen neuen Rekordstand erreicht. Insgesamt wurden rund 40,9 Millionen Erwerbstätige gezählt - 405.000 oder ein Prozent mehr als im Vorjahresmonat. Das sei der höchste Stand seit der Wiedervereinigung, teilte das Statistische Bundesamt mit. Der alte Rekord im Oktober 2008 mit 40,77 Millionen Beschäftigten wurde damit gebrochen.

Der Weg für die neue Bahngewerkschaft EVG ist frei. Die DGB-Gewerkschaft Transnet und die bisher zum Beamtenbund gehörende Schwesterorganisation GDBA stimmten in Fulda ihrer für Mittwoch geplanten Vereinigung zu.

Die neue Gewerkschaft wird dem DGB angehören und den Namen Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) tragen. Ihr werden bundesweit rund 240.000 Mitglieder angehören.

Den Anträgen auf Fusion stimmten auf den separaten Treffen in zwei benachbarten Fuldaer Tagungshotels am Dienstag 96 Prozent der 319 Transnet-Delegierten und 91 Prozent der 114 GDBA-Vertreter zu, wie Sprecher beider Organisationen mitteilten.

Die bisherige Gewerkschaft Deutscher Bundesbahnbeamter und Anwärter, GDBA, tritt mit rund 30.000 Mitgliedern der EVG bei, deren organisatorische Basis Transnet mit bisher 210.000 Eisenbahnern bildet.

Wegen möglicher Probleme mit der Kühlmittelpumpe will der japanische Autobauer Toyota weltweit 650.000 Prius "freiwillig" reparieren. Es handele sich nicht um eine Rückrufaktion, betonte das Unternehmen in Tokio. Vielmehr handele es sich um ein "freiwilliges" Angebot an die Fahrer des Hybridautos. Wer seinen Wagen in die Werkstatt bringe, bei dem werde die Pumpe kostenlos ausgetauscht.

"Das ist eine freiwillige Aktion zur Zufriedenheit unserer Kunden und kein angeordneter Rückruf", betonte ein Toyota-Sprecher. Betroffen seien Autos der Jahrgänge 2004 bis 2007, die vor allem in Nordamerika ausgeliefert wurden.

Toyota kämpft noch immer mit einem Imageproblem. Der Konzern musste innerhalb eines Jahres weltweit über zehn Millionen Fahrzeuge wegen verschiedener Probleme zurück in die Werkstätten beordern.

Der Prius gilt bisher als das erfolgreichste Hybridauto. Inzwischen aber setzen auch viele Konkurrenten auf Hybridmotoren oder andere umweltfreundliche Antriebe und machen Toyota Konkurrenz. Bei einem Hybridmotor arbeiten ein Verbrennungsmotor und ein Elektromotor zusammen, was zu einem niedrigeren Spritverbrauch führt.

Die Staatsanwaltschaft Bonn hat nach wochenlangen Sondierungen formelle Ermittlungen gegen das Management des größten unabhängigen Stromanbieters Teldafax aufgenommen. Das bestätigte eine Sprecherin der Behörde dem Handelsblatt.

Unter anderem gehe die Staatsanwaltschaft dem Verdacht der Insolvenzverschleppung nach. Gegen welche Manager im weiteren Verlauf konkret ermittelt wird, prüfe die Behörde noch.

Teldafax habe im vergangenen Jahr zwischenzeitlich die Stromsteuer nicht bezahlen können, schreibt die Zeitung. Das Unternehmen selbst weise jedoch den Vorwurf der Insolvenzverschleppung zurück.

Im Rechtsstreit zwischen dem Volkswagen-Konzern und Kleinaktionären um die milliardenschwere Kapitalerhöhung im Dezember 2009 gibt es eine Einigung. Vor einer Sitzung der 6. Handelskammer des Landgerichts Hannover verständigten sich die Parteien auf einen Vergleich. "Das Zivilverfahren ist damit aufgehoben", sagte ein Gerichtssprecher. Zu den Details der Übereinkunft wurde zunächst nichts bekannt.

Eine Veröffentlichung im elektronischen Bundesanzeiger sei in Kürze geplant, hieß es. Die Anleger hatten nach der außerordentlichen Hauptversammlung von VW vor gut einem Jahr eine aktienrechtliche Anfechtungsklage gegen den Autohersteller erhoben. Darin zweifelten sie die Gültigkeit der beschlossenen Kapitalerhöhung um 135 Millionen neue, stimmrechtslose Vorzugsaktien an, mit der VW die schrittweise Übernahme von Porsche finanzieren wollte. Die große Mehrheit der Aktionäre stimmte zu. Dagegen hatten die Kläger moniert, dass die Kapitalerhöhung über Vorzugsaktien erfolgte und damit die Stammaktionäre geschützt würden. Auch der Kaufpreis von rund 3,9 Milliarden Euro für die Übernahme von knapp der Hälfte des Sportwagengeschäfts von Porsche Ende vergangenen Jahres stieß bei einigen Aktionärsvertretern auf Kritik.

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