Wirecard:Neue Betrugsvorwürfe gegen Wirecard

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Zentrale des Zahlungs-Dienstleisters Wirecard in Aschheim bei München: Nach neuen Vorwürfen verlor die Aktie an Wert. (Foto: dpa)
  • Der deutsche Zahlungsdienstleister Wirecard soll laut einem Bericht der Financial Times Scheinumsätze gebucht haben, um besser dazustehen.
  • Ähnliches wurde der Firma zuletzt mehrfach vorgeworfen, nun sollen interne Dokumente es belegen. Wirecard dementierte den Zeitungsbericht; er habe "keine Substanz" und sei "völlig bedeutungslos".
  • Die Wirecard-Aktie verlor zwischenzeitlich mehr als 20 Prozent an Wert.

Von Jan Willmroth, Frankfurt, und Nils Wischmeyer, Köln, Frankfurt

Das Vertrauen der Anleger war binnen Minuten dahin, schon wieder, nachdem es längere Zeit ruhiger geworden war um Wirecard. Um zwischenzeitlich mehr als 20 Prozent brach die Aktie des Dax-Neulings am Mittwoch ein, nachdem durch einen Zeitungsbericht neue Zweifel am Geschäftsgebaren des Zahlungsdienstleisters aus Aschheim aufkamen. Die britische Financial Times hatte eine Recherche veröffentlicht, wonach Wirecard in Asien mehrere zurückdatierte oder gefälschte Verträge genutzt haben soll. Mithilfe dieser Verträge soll Wirecard unrechtmäßig Geld zwischen seinen Tochterfirmen verschoben haben, um besser da zu stehen.

Hat die Firma - was ihr schon in der Vergangenheit vorgeworfen wurde - Scheinumsätze gebucht? Laut FT gibt es neue Hinweise darauf. Die Zeitung beruft sich auf eine interne Präsentation, die ein Mitarbeiter der Compliance-Abteilung von Wirecard im vergangenen Jahr für Top-Manager der Firma erstellt haben soll, darunter Konzernchef Markus Braun. In dem Dokument seien Buchungsvorgänge beschrieben, die nach singapurischem Recht strafbar seien. Unter anderem geht es um Falschbuchungen und Geldwäsche.

In Form von Grafiken sei in der Präsentation aufbereitet, wie etwa 37 Millionen Dollar an verdächtigen Transaktionen innerhalb des komplexen Firmennetzwerks von Wirecard in Asien verbucht worden seien. Im Mittelpunkt der Vorwürfe stehe ein hochrangiger Manager für das Asiengeschäft, der weiter in dieser Position tätig sei. Wirecard-Töchter in Singapur und Hong Kong hätten demnach, so stellt es die FT dar, womöglich mittels fingierter Verträge Transaktionen mit Tochterfirmen in Indien und angeblichen Kunden verbucht, um die Umsätze dort künstlich in die Höhe zu treiben.

Mehrmals wurde der Vorwurf laut, Wirecard manipuliere seine Bilanz

Der Konzern dementierte den Bericht mit deutlichen Worten. Die FT habe einen "falschen, ungenauen, irreführenden und diffamierenden Artikel veröffentlicht", sagte eine Sprecherin. "Dieser Artikel hat keine Substanz und ist völlig bedeutungslos."

Der Fall wirft erneut ein schlechtes Licht auf die Ascheimer Firma, die im vergangenen Jahr die Commerzbank aus dem Dax verdrängte. Bereits in den vergangenen Jahren hatten Analysten immer wieder auf Unstimmigkeiten innerhalb des Wirecard-Konzerns hingewiesen. Mehrmals wurde der Vorwurf laut, Wirecard manipuliere seine Bilanz. Mehrmals wiesen Analysten darauf hin, das Geschäft von Wirecard in einzelnen Ländern könne nicht so groß sein wie dargestellt.

Zuletzt sorgte die Bank of America Merrill Lynch für Aufsehen, als sie in einer Studie darlegte, der Einfluss Wirecards in Deutschland müsste sehr viel kleiner sein als angenommen. Beweise für strafrechtlich relevante Vorgänge gab es nie, allerdings Vorermittlungen der Staatsanwaltschaft München I. Bislang hat Wirecard immer alle Vorwürfe als falsch oder unzureichend recherchiert zurückgewiesen. Mehrfach stammten Betrugsvorwürfe von Leerverkäufern, die an fallenden Aktienkursen verdienen. Diesmal stammen sie aus dem Konzern.

© SZ vom 31.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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